Der Ire aus Oberösterreich

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Der Wirtschaftsbündler Peter McDonald folgt Hans Jörg Schelling als Hauptverband-Chef nach. Sein Kompromiss- und Verhandlungsgeschick hat er schon einige Male unter Beweis gestellt.

Das Außergewöhnliche am neuen Vorsitzenden des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger ist nicht seine Zugehörigkeit zum Wirtschaftsbund, auch nicht sein Alter (41), sondern sein Name: Peter McDonald.

Im „Swinging London“ der späten Sechziger- und frühen Siebzigerjahre hatte seine Mutter, Tochter aus oberösterreichischem Unternehmerhaus, einen Iren kennengelernt, seinen Vater. Sie heirateten in London, zogen gemeinsam zurück nach Österreich, doch die Beziehung ging in Brüche. Im Alter von acht Jahren fuhr Peter McDonald dann zum ersten Mal nach Irland. „Ui, hab ich mir damals gedacht, die sehen ja alle gleich aus wie ich“, erzählte er später einmal.

Heute ist Peter McDonald stellvertretender Obmann der SVA, der Sozialversicherung der gewerblichen Wirtschaft. Schon bisher galt er als rechte Hand von Hauptverbandschef Hans Jörg Schelling. Mit diesem saß er auch im Verhandlungsteam zum Thema Gesundheit bei den Koalitionsverhandlungen 2013. Nun ist Schelling Finanzminister – und McDonald wird ihm im Hauptverband nachfolgen.

Gewählt ist er zwar noch nicht – die Wahl erfolgt im Oktober – aber nach der Realverfassung des Proporzes scheint das Formsache. Der SPÖ steht der Vorsitz in einem der beiden Führungsgremien, der Trägerkonferenz, zu. Der ÖVP, genauer gesagt, den Arbeitgebervertretern vom Wirtschaftsbund, der Führungsposten im anderen, dem Verbandsvorstand.

Und auf McDonald kommt einiges zu: Schelling hat zwar auf dem Papier sanierte Krankenkassen hinterlassen. Allerdings war die Entschuldung zu einem Gutteil auf Einmaleffekte, Zuschüsse der Regierung, zurückzuführen. Das wird auf Dauer nicht mehr möglich sein. Ebenfalls nicht möglich sein wird, dass McDonald das Konzept seiner Unternehmer-SVA einfach auf alle Kassen überträgt – Stichwort Selbstbehalte mit Präventionsanreiz. Da hat die SPÖ etwas dagegen.

Prävention senkt Beitrag. Einer breiteren Öffentlichkeit war McDonald genau durch ein solches SVA-Konzept bekannt geworden. Dieses sah vor, dass der Versicherte mit seinem Arzt Gesundheitsziele vereinbart – bei Alkohol, Tabak, Gewicht, Blutdruck, Bewegung – und sich bei Erreichen dieser Ziele der Selbstbehalt (Standard 20Prozent) reduziert. Der damalige Gesundheitsminister Alois Stöger war davon nicht sonderlich angetan.

Grundsätzlich kann McDonald mit den Sozialdemokraten aber gut, er ist Sozialpartner durch und durch. Wie viele sozialpartnerschaftlich geprägte Arbeitgebervertreter hängt auch er der These an, dass sich in Verhandlungen und mit Kompromissen mit den Arbeitnehmern mehr weiterbringen lasse als mit Auseinandersetzungen und Streiks. Nicht zufällig steht in seinem Büro in der SVA eine Büste von Julius Raab, einem Sozialpartner der ersten Stunde.

Sein Kompromiss- und Verhandlungsgeschick hat McDonald schon einige Male unter Beweis gestellt. So war er daran beteiligt, den Streit zwischen SVA und Ärztevertretern beizulegen. Und die „Amici delle SVA“, die Interessenvertreter der vielen Klein- und Ein-Mann-Betriebe, zu beruhigen. Öffentlicher Druck ließ die SVA hier flexibler werden. Mittlerweile gibt es Erhöhungen beim Wochengeld für Schwangere, die Frist für Nachzahlungen wurde verlängert, die Beiträge können nach Einkommen gestaltet werden.

Selbst wird Peter McDonald als Einkommen beim Hauptverband das bekommen, was auch sein Vorgänger Schelling bekam: knapp 4000 Euro brutto als Aufwandsentschädigung. Allerdings wird McDonald auch seine Tätigkeit als Direktor des Wirtschaftsbundes weiter ausüben.

Zum Wirtschaftsbund hatte ihn der heutige oberösterreichische Wirtschaftslandesrat Michael Strugl gebracht, der auf den BWL-Absolventen und ÖH-Vorsitzenden von der Studentenunion (ÖSU) an der Uni Linz aufmerksam geworden war. Beim Wirtschaftsbund freundete sich McDonald dann auch mit jungen Kollegen an, die die ÖVP reformieren wollten: Matthias Strolz und Harald Mahrer.

Peter McDonald hat vier Kinder, lebt aber mittlerweile von deren Mutter getrennt und ist mit der Pressesprecherin der Industriellenvereinigung, Maria-Anna Helmy, liiert. Er ist leidenschaftlicher Fußballer und kickte einst sogar in der oberösterreichischen Landesliga beim SC Hörsching.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.09.2014)

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