Martin Graf: „Ich bin rechts, aber ein aufrechter Demokrat“

Martin Graf
Martin Graf(c) Michaela Bruckberger
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Als Dritter Nationalrats-präsident nominiert, rechnet FPÖ-Kandidat Martin Graf fix mit seiner Wahl.

Die Presse: Sie sind im rechten Lager angesiedelt. Wie weit rechts?

Martin Graf: Das ist eine Definitionsfrage. Das kommt darauf an, wer das zu beurteilen hat.

Ihre Selbstbeurteilung?

Graf: Ich bekenne mich dazu, dass ich rechts bin. Aber ich bin ein aufrechter Demokrat.

Überrascht Sie die Kritik an Ihrer Person, die jetzt nach Ihrer Nominierung durch die FPÖ einsetzt?

Graf: Für mich war das nicht überraschend. Ich werde ja seit Jahren immer wieder für irgendeine Position gehandelt, und es sind immer die gleichen Vorwürfe, Anwürfe und Anschuldigungen. Mir persönlich kann man nichts vorwerfen, ich habe mir noch nie in meinem Leben etwas zuschulden kommen lassen.

Die FPÖ riskiert eine Ablehnung ihres Nominierungsvorschlags, das ist für Ihre Partei doch kein Vorteil.

Graf: Ich glaube nicht, dass ich abgelehnt werde. Die Leute im Parlament kennen mich. Ich gehe davon aus, dass ich in einer geheimen Wahl die Mehrheit bekomme.

Es wurde seit 1983 dreimal die FPÖ-Nominierung für den Dritten Nationalratspräsidenten abgelehnt, Friedrich Peter, Harald Ofner und Herbert Haupt. Eine Ablehnung wäre nichts Außergewöhnliches.

Graf: Irgendwann muss man Traditionen, die sich gegen eine Usance im Parlament aussprechen, durchbrechen. Die Usance, dass wir das Nominierungsrecht haben, ist ja unbestritten. 2006 lagen wir ganz knapp hinter den Grünen, wir haben auch erklärt, dass wir das anerkennen. (Dennoch stellte die FPÖ eine Gegenkandidatin, Anm.)

Es könnte ja nicht um die Nominierung, sondern um die Person gehen. Was liegt Ihnen so sehr an der Funktion des Dritten Präsidenten?

Graf: Meine Partei hat darüber diskutiert, wer in Frage kommt, und hat einstimmig die Meinung vertreten, dass ich der geeignete Kandidat bin. Ja, das freut mich.

Gibt es ein Notszenario, sollten Sie nicht gewählt werden?

Graf: Das gibt es nicht. Wir gehen davon aus, dass ich es werde. Ich gehe auch davon aus, dass die Nationalratswahl 2008 von den anderen Parteien richtig gedeutet wird.

Mit welchen Parteien können Sie besser, mit welchen eher nicht?

Graf: Ich habe mit allen Parteien eine gute Zusammenarbeit gepflogen, sowohl mit der ÖVP als auch mit der SPÖ. Ich kann auch mit grünen Abgeordneten in Sachfragen etwas weiterbringen, ich habe auch kein Problem mit dem BZÖ.

Welche Zustimmung erwarten Sie?

Graf: 50 Prozent plus eine Stimme reicht. Ich gehe nicht davon aus, dass ich 100 Prozent bekomme.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.10.2008)

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