Lehrer drohen: "Eine ganze Berufsgruppe wird verarscht"

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Lehrer-Gewerkschafter Riegler droht offen mit Streik: "Schmied hat eine Woche, vernünftig zu werden." Ansonsten könne "auch Beton sehr schnell reagieren". 90 Prozent der Lehrer seien streikbereit.

Österreichs Lehrer sind streikbereit. Zwischen 90 und 100 Prozent wollen sich mit gewerkschaftlichen Maßnahmen gegen die von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SP) geplante Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung wehren. Das sind die vorläufigen Ergebnisse einer Auswertung der Fragebögen der gestrigen Dienststellenversammlungen. Walter Riegler, oberster Pflichtschullehrer-Vertreter und Vorsitzender der ARGE Lehrer in der Gewerkschaft, droht nun offen mit Streik, sollte das nächste Treffen zwischen Lehrer-Gewerkschaft und Schmied "kein passables Ergebnis" bringen. "Die Frau Minister hat noch eine Woche Zeit, um vernünftig zu werden."

Andernfalls, so Riegler, werde die Gewerkschaft sich innerhalb kürzester Zeit organisieren: "Falls wir einen Streikbeschluss (durch den ÖGB-Vorstand, Anmerkung) brauchen sollten, wird's ihn geben. Und zwar in einer Zeitspanne die zeigt, dass auch Beton sehr schnell reagieren kann."

Inhaltliches nur bei Budget-Offenlegung

Inhaltliche Gespräche wird es mit Schmied laut Riegler auch am nächsten Freitag ohne Offenlegung der Budgetzahlen nicht geben. "Natürlich" wehre man sich in Zeiten der Wirtschaftskrise nicht gegen einen Solidarbeitrag, "aber wir sollen ja quasi für die Pläne der Ministerin wie den Ausbau der Ganztagsschulen und die Gesamtschule geradestehen", so Riegler. "Das muss doch schön langsam ein jeder behirnen, dass hier eine ganze Berufsgruppe verarscht wird."

Eine Zusage hätte seiner Meinung nach zudem weitreichende Folgen: "Wenn der Wahnsinn Mode macht, dass Lehrer nicht nur für die Miete der Schulen und die teilweise Abschaffung der Studiengebühren an den Pädagogischen Hochschulen aufkommen sollen, gibt es vielleicht morgen weitere Lohnkürzungen, wenn einmal der Strompreis erhöht wird." Und: Wenn die Lehrer einmal mehr unterrichten müssten, würden ähnliche Projekte bei anderen öffentlichen Bediensteten folgen, ist Riegler überzeugt.

Schmieds Alternativvorschlag (Befristung der höheren Unterrichtsverpflichtung plus neues Dienst- und Besoldungsrecht) nannte Riegler eine "Nebelgranate" und ein "Lockmittel für Junge" durch die geplanten höheren Anfangsgehälter. Riegler befürchtet, dass die Junglehrer zwar 300 Euro mehr verdienen könnten, dafür aber statt derzeit 22 Stunden 28 in der Klasse stehen müssten: "Im Endausbau würden dann nur noch 70.000 Lehrer benötigt (statt der derzeit 120.000, Anmerkung)."

Eindeutiger Tenor der Lehrer-Befragungen

Es liegen zwar bisher - bis auf die Berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) - keine endgültigen Ergebnisse der Lehrer-Befragungen vor, der Tenor ist laut Gewerkschaft jedoch eindeutig. An den AHS, wo bisher etwa die Hälfte der Fragebögen der 20.400 Lehrer ausgewertet wurden, gibt es von "95 bis 100 Prozent der Lehrer Zustimmung zu Streikmaßnahmen", so die dortige Gewerkschaftsvorsitzende Eva Scholik. An den Pflichtschulen geht es ebenfalls "eindeutig in Richtung Streik".

An den BMHS haben sich 90 bis 100 Prozent der 21.200 Lehrer ebenfalls für "Dienst nach Vorschrift" (Einstellung von Sprach- und Projektwochen, Exkursionen, Theaterbesuchen, Spendenaktivitäten, Workshops etc.) ausgesprochen.

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