Der ÖVP-Plan zur Steuerentlastung

Vizekanzler Reinhold Mitterlehner und Finanzminister Hans Jörg Schelling (beide ÖVP)
Vizekanzler Reinhold Mitterlehner und Finanzminister Hans Jörg Schelling (beide ÖVP)(c) APA (ROBERT JAEGER)
  • Drucken

Niedrigster Lohnsteuersatz bei 25 Prozent, Grenze beim Spitzensteuersatz steigt.

Wien. Das ÖVP-Konzept zur Steuerreform werde „ganz anders ausschauen“: Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) grenzte sich am Dienstag öffentlich klar von den zuletzt aufgetauchten SPÖ-Plänen für Vermögenssteuern und zur Wiedereinführung der Erbschaftssteuern ab. Am Mittwoch wird er gemeinsam mit Vizekanzler und ÖVP-Obmann Reinhold Mitterlehner das ÖVP-Steuerkonzept vorstellen. „Die Presse“ kennt die Eckpunkte der Pläne.

1) Senkung des Einstiegstarifs von bisher 36,5 auf 25 Prozent, statt drei künftig sechs Tarifstufen.

Der Schwerpunkt der Steuerentlastung liegt für die ÖVP wie bei der SPÖ bei der Senkung für Arbeitnehmer und jenen, die bisher Steuern zahlen (rund 2,5 Millionen Menschen zahlen wegen ihres niedrigen Einkommens in Österreich derzeit keine Steuer). Die ÖVP-Spitze hat sich festgelegt: Der niedrigste Tarif bei der Lohnsteuer muss von derzeit 36,5 Prozent auf 25 Prozent gesenkt werden. Dieser Steuersatz würde bei einem Jahreseinkommen von 11.000 bis 16.000 fällig, wie aus den ÖVP-Papieren hervorgehen.

Statt der bisherigen drei Steuertarife mit 36,5 sowie 43,2 und 50 Prozent will die ÖVP mehrere Steuertarifstufen, ins Auge gefasst sind sechs Tarife. Dem Vernehmen nach 25, 30, 35, 40, 47 und 50 Prozent. Bemerkenswert, aber nicht offiziell bestätigt ist, dass es hinter den Kulissen mit der Gewerkschaft bereits weitgehend Einigkeit über diese Neuregelungen der Steuersätze für die Arbeitnehmer gibt, wie die „Presse“ in Koalitionskreisen erfuhr.

2) Spitzensteuersatz mit 50 Prozent kommt es ab 100.000 Euro Jahreseinkommen zum Tragen

Vom ÖVP-Modell sollen der Mittelstand und auch Bezieher höherer Einkommen deutlich profitieren. Dies beinhaltet, dass die ÖVP am 17. Dezember in die Verhandlungen mit der SPÖ mit dem Plan gehen wird, dass der Spitzensteuersatz von 50 Prozent künftig erst ab einem Jahreseinkommen von 100.000 Euro statt bisher ab 60.000 Euro gelten soll. Damit geht die ÖVP weiter als die SPÖ, die sich mit einem Limit bei 80.000 Euro anfreundet.

3) Keine Steuererhöhungen: Nein zu Vermögenssteuern, Erbschafts- und Schenkungssteuer.

Für die Koalition besonders brisant: die ÖVP will ohne neue oder höhere Steuern auskommen. Das impliziert ein Nein zu den SPÖ-Plänen für Vermögenssteuern („Millionärsabgabe“) und ein Nein zu Erbschafts- und Schenkungssteuern.

4) Streichung von Ausnahmen im Steuerrecht im Ausmaß von 400 Millionen Euro.

Die mehr als 500 Ausnahmen in Steuergesetzen werden reduziert, damit kommt Finanzminister Schelling einem seiner erklärten Ziele nach. Angepeiltes Volumen: 400 Millionen Euro, während der Staat laut Expertenkommission bis zu einer Milliarde mehr dadurch holen könnte. Außerdem hat Schelling selbst „Überlegungen“ bestätigt, wonach es weniger Ausnahmen bei den günstigen Mehrwertsteuersätzen von zehn und zwölf Prozent geben könnte. Der günstigere Zehn-Prozent-Satz für Lebensmittel, Mieten und Medikamente stand ohnehin für SPÖ und ÖVP nie zur Diskussion. Nun dürfte es nur zu kleineren Neuerungen kommen. Offiziell will die ÖVP nur Vorschläge des ÖGB prüfen.

5) Sparen in der Verwaltung: Längerfristige Kostensenkung in Milliardenhöhe

Der Schwerpunkt der ÖVP zur Gegenfinanzierung der Steuerreform wird bei Einsparungen in der Verwaltung liegen. Kurzfristig bringt das nach Vorschlägen einer von der Regierung eingesetzten Kommission höchstens 400 Millionen Euro. Schelling wird aber, wie zu erfahren war, selbst auf größere Änderungen drängen. Längerfristiger rechnet die ÖVP daher mit Milliarden-Einsparungen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.12.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.