China will Russland im Notfall aus der Krise holen

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Moskau und Peking sind wirtschaftlich immer stärker verflochten. Daher stellt sich China in der Krise demonstrativ hinter Russland, das seinerseits am Montag einen Stopp von Getreideexporten angekündigt hat.

Wien/Moskau/Peking. Ein außergewöhnlich deutliches Zeichen ist die Ansage des chinesischen Außenministers Wang Yi: Am Wochenende sicherte er Moskau Chinas Hilfe wegen des Rubel-Verfalls zu. „Wenn Bedarf besteht, werden wir Russland im Rahmen des Möglichen unterstützen“, sagte er im Interview mit einem chinesischen Fernsehsender. Er glaube allerdings, dass Russland die Krise allein bewältigen könne. Details, wie die Hilfe letztendlich aussehen könnte, nannte er nicht. Wang ist schon der zweite chinesische Minister, der Russland während der Krise unterstützen will: Handelsminister Gao Hucheng gab am Samstag bekannt, China wolle seinen Handel mit Russland verstärkt in Renminbi abwickeln – und auf den US-Dollar verzichten.

Die Hilfsangebote der chinesischen Minister sind vor allem dann interessant, wenn man die immer engeren wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Peking und Moskau mit betrachtet: Russland exportierte im November so viel Öl wie noch nie nach China. Die Exporte beliefen sich auf rund 3,3 Millionen metrische Tonnen Öl, das sind 810.000 Barrel pro Tag. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg um 65 Prozent. Gleichzeitig kauft China immer weniger Öl von Saudiarabien, seinem bisher wichtigsten Öllieferanten. Hier sanken die Importe seit 2013 um nahezu sechs Prozent.

Heuer haben die beiden Länder zusätzlich zwei Gaslieferverträge geschlossen. Ab 2018 soll Russland demnach über 30 Jahre jährlich insgesamt 68 Milliarden Kubikmeter Erdgas nach China liefern. Zum Vergleich: Die EU bezog 2013 rund 161 Milliarden Kubikmeter russisches Gas.

„Strategische Partnerschaft“

Erst vergangene Woche betonte auch Russlands Präsident Wladimir Putin bei einer Pressekonferenz vor ausländischen Journalisten die Bedeutung der chinesischen Partnerschaft mit Russland: Sie sei einer der Grundsteine für die Stabilisierung und den Wohlstand der russischen Wirtschaft. Von einer strategischen Partnerschaft spricht auch ein Leitartikel, der am Montag in der chinesischen Parteizeitung „Global Times“ erschienen ist. Traditionell spielen Parteimedien in China eine wichtige Rolle, um die politische Linie der kommunistischen Regierung zu verbreiten.

Russland sei in der internationalen Gemeinschaft ein unverzichtbarer Partner Pekings. China dürfe Moskau „nicht die kalte Schulter zeigen und sich mit dem Westen einlassen“, heißt es in dem Artikel. Daher müsse Peking versuchen, seinem Nachbarn aus der Krise zu helfen. Gleichzeitig wird betont, dass China Russland nur zu einem gewissen Grad unter die Arme greifen könne, indem es Kapital, Technologien und Märkte zur Verfügung stelle. Wenn man sich zu sehr in russische Angelegenheiten einmische, könnten China schnell Hintergedanken unterstellt werden. Dennoch: Das Vorpreschen der chinesischen Minister macht deutlich, dass Peking eine völlige Pleite Russlands verhindern will. Zusätzlich könnte die chinesische Regierung mit dieser Hilfe eine ähnliche Führungskraft beweisen, wie sie die USA seit Jahrzehnten demonstrieren.

Stopp von Getreideexporten

Unterdessen kündigte Russlands Regierungschef Dmitri Medwedew am Montag an, die Ausfuhr von Getreide zu beschränken, um einen Anstieg des Brotpreises zu verhindern. Wegen des Rubel-Verfalls und der damit einhergehenden Inflation ist es für russische Landwirte attraktiver, ihr Getreide zu exportieren, als es im Inland zu verkaufen. Dadurch wird Getreide knapp. Die Getreideernte war dieses Jahr in Russland zwar eine der besten seit Jahrzehnten: Insgesamt ernteten Landwirte 104 Millionen Tonnen. Trotz des großen Angebots stiegen die Brotpreise aber kräftig. Medienberichten zufolge wird sogar ein Anstieg um zehn Prozent erwartet. Gleichzeitig hat Russlands Sberbank gestern die Vergabe von Krediten für Autos und Immobilien gestoppt. Derartige Anträge würden bis Ende Februar nicht mehr angenommen, so das Kreditinstitut. (maka)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.12.2014)

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