Wifo: "Reformruck muss durch Österreich gehen"

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Wifo: "Reformruck muss durch Österreich gehen"APA/ROLAND SCHLAGER
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Wifo und IHS begrüßen die Steuerreform. Es seien aber weitere Schritte nötig, betont Wifo-Chef Aiginger.

Die Spitzen des Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) und des Instituts für Höhere Studien (IHS) haben am Montag die Steuerreform in ihren Eckpunkten begrüßt, detaillierte Kommentare hebt man sich für später auf.

Es seien weitere Reformschritte nötig, "es muss ein Reformruck durch Österreich gehen", forderte Wifo-Chef Karl Aiginger bei der Vorlage der Frühjahrsprognose und verwies auf die Bildung und den Föderalismus. Ohne einen solchen Ruck könnte Österreich womöglich noch länger als die beiden Jahre 2015 und 2016 schwächer wachsen als Europa. "Die Steuerreform kommt gerade zum richtigen Zeitpunkt, weil sie wieder ein Schub nach vorn sein könnte." Das Ziel "mehr Netto vom Brutto begrüßen wir sehr". "Die Effekte werden aber erst 2016 zu spüren sein."

Schon heuer "Vorzieheffekte" möglich

Noch heuer erste Auswirkungen für möglich hält dagegen der wirtschaftspolitische Sprecher des IHS, Helmut Hofer: "Eventuell gibt es schon heuer leichte Vorzieheffekte, wenn "die Leute merken, dass sie nächstes Jahr etwas mehr Geld haben werden". Ob durch die Reform so viel wie erhofft der Konjunkturankurbelung dient, ist für Hofer ungewiss: "Normalerweise wird bei Steuerreformen ein Teil gespart - vor allem wenn die Leute zum Beispiel Angst haben vor einem Job-Verlust - oder sie bauen mit dem Geld Schulden ab. Es geht also nicht alles in den Konsum."

Für Aiginger ist "ein positiver Nettoeffekt zu erwarten" aus der Steuerreform, beziffern könne man das derzeit aber noch nicht. "Die längerfristigen Effekte müssen wir bis April genau durchrechnen." Fest stehe für ihn, dass jetzt in einem Jahr (2016) "die Progression umgedreht" werde, also den Menschen etwas "dazugegeben wird statt ihnen etwas wegzunehmen". Die Progressionskurve falle aber trotz der Reform nicht, betonte der Experte.

Da die Regierung mit der Reform 5 Mrd. Euro in den Wirtschaftskreis hingebe und 5 Mrd. Euro herausnehme, sei "der Effekt mechanisch nahe Null", meinte der Wifo-Chef. Doch habe man wichtige Steuern reduziert (Lohn- und Einkommensteuer) und weniger wichtige erhöht.

Wichtig ist für Aiginger, "dass die Steuerreform jetzt nicht zerredet" wird - ein Appell, denn er in einem Statement auch an sich selbst richtete. Und er zählte das Vorhaben unter den Aufwärtsrisiken für die Konjunktur auf, da es hier noch nicht eingerechnet sei - ebenso wie Effekte des 350-Mrd.-Euro-Investitionspakets von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker.

(APA)

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