Management: Damit es läuft wie geschmiert

Technik und Industrie. Technische und Industriebetriebe legen ihr Hauptaugenmerk auf die Technik. Sie ist wichtig, keine Frage. Damit das Unternehmen aber ein Erfolg wird, braucht es noch zwei Elemente.

Ob ein Unternehmen gut oder schlecht funktioniert, entscheiden drei Faktoren. Zu dieser Erkenntnis kamen die beiden WU-Professoren Helmut Kasper und Walter Schertler nach langjährigen Beobachtungen. Kaspers Fokus liegt auf der Theorie, Schertler steuerte die praktischen Beispiele bei.

1. Die Technik.

Technische und Industriebetriebe sind technikaffin, das ist selbstverständlich. Überraschend hapert es jedoch vielerorts an gelebter IT-Affinität. Was helfen die modernsten Maschinen, wenn die Menschen, die sie bedienen, noch mit Excel arbeiten? Wenn sie SAP-Listen händisch ergänzen?

Die enorme Datenflut im Hintergrund lasse sich nur mehr mit smarten Methoden bewältigen, sagt Schertler: Schichtpläne, Auftragspriorisierung, Absatzplanung – Apps und mathematische Algorithmen lösen die Erfahrung des Betriebsleiters ab.

Was dabei heute State-of-the-Art ist, ist morgen ein alter Hut. Das gesamte Unternehmen muss gedrillt werden, ständig die Augen nach neuen, noch smarteren Technnologien offen zu halten. Besonders, wenn es um Innovationen geht: Kasper graut es vor „Unternehmen, die ihre Cash-Cows melken und nicht für Nachschub sorgen.“

2. Das Geschäftsmodell.

Neue Technologien zu erfinden ist gut. Aber haben sie auch Geschäftspotenzial? Am Beispiel: Dass uns die Bahn sicher von Wien nach St. Pölten bringt, ist ihr Basisnutzen. Dass sie dabei auch pünktlich ist, läuft unter Leistungsnutzen. Beides bringen andere Anbieter auch zusammen. Wenn eine nette Zugbegleiterin aber Kaffee und Zeitung serviert, ist das ein Begeisterungsnutzen: Der Kunde bekommt etwas, das er so nicht erwartet hat – und dankt es mit extra Buchungen.

Diesen Servicegedanken vegessen technik- und technologielastige Unternehmen leicht. Einnoch auffallenderes Manko orten die Professoren bei vielen hoffnungsvollen Start-ups. Sie vergessen die Ertragsmechanik, sprich: Womit mache ich mein Geld?

Das kann man sich ruhig von der Großen abschauen:Die Telekom etwa bot ihren Kunden als Gratiszuckerl den Musikstreamingdienst Spotify an. Allerdings musste man dabei störende Werbespots über sich ergehen lassen (an denen die Telekom bereits verdiente). Kurz darauf kam das Angebot, für ein paar Euro monatlich die werbefreie Premium-Version zu genießen – und so wurde aus dem ursprünglichen Begeisterungsnutzen rasch ein reelles Geschäftsmodell.

Ein solches steckt übrigens auch im Weiterverkauf von Kundendaten. Die wurden bisher eher als wertloses Nebenprodukt betrachtet. Nun entdecken immer mehr Firmen den Handel damit als zweites Geschäftsmodell.

3. Das Teamwork.

Auch Techniker haben schon davon gehört, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile. Dennoch wehren gerade sie sich mit Händen und Füßen gegen alles, was nach Teambuilding klingt. Zeitverschwendung, so das gängige Argument, wir fangen lieber gleich an zu arbeiten. Kasper vergleicht mit einem Fußballteam aus lauter Einzelkämpfern: Von selbst wachsen sie nie zu einer Mannschaft zusammen.

Die Lösung liegt in möglichst divers zusammengestellten Teams (Alter/Erfahrung, kunterbunte Ausbildungs- und Nationenvielfalt). Wenn die auch noch die Regeln für eine fruchtbare Zusammenarbeit akzeptieren, kann fast nichts mehr schiefgehen.

ZU DEN PERSONEN

Helmut Kasper ist Professor am WU Institut für Change Management und Management Development. Weiters ist er akademischer Direktor des Executive MBA PGM (Post Graduate Management) der Executive Academy. Dessen Betriebsverantwortlicher ist der frühere Boston-Consulting-Berater Walter Schertler. Er lehrte Strategische Unternehmensführung und ist Mitglied in mehreren Aufsichtsräten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.05.2015)

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