Faymann: "Verneigen uns vor den Befreiern Österreichs"

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Faymann: "Verneigen uns vor den Befreiern Österreichs"APA/ROLAND SCHLAGER
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Die Regierung hat mit einem Staatsakt des Endes des Zweiten Weltkrieges gedacht. Am Abend wird das "Fest der Freude" gefeiert.

Mit einem Festakt im Bundeskanzleramt hat die Regierung heute der Befreiung vom Nationalsozialismus und des Endes des Zweiten Weltkrieges in Europa gedacht. "Wir verneigen uns heute vor all jenen, die Österreich befreit haben" und vor allen Österreichern, die vom Nationalsozialismus verfolgt wurden, sagte SP-Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ).

Der 8. Mai sei zugleich ein Ende und ein Anfang, erklärte Faymann. Es sei das Ende von Verfolgung, Unterdrückung und Demütigung gewesen, das Ende der Ausbeutung von Millionen Zwangsarbeitern. Mit dem Verfassungsgesetz über das Verbot der NSDAP sei ein Trennstrich zum Nationalsozialismus gezogen worden. Gleichzeitig sei der 8. Mai für Österreich ein Anfang, ein "Tag der Befreiung", Österreich habe als Demokratische Republik wieder auferstehen können.

Nach Kriegsende seien viele Konsequenzen gezogen worden, die Auseinandersetzung mit der Geschichte sei aber zum Teil nur zögerlich erfolgt, räumte Faymann ein. Die "unvorstellbaren" Opfer der Juden, Roma und Sinti sowie vieler anderer werde "unsere Generation nie richtig begreifen können". Der Kanzler zeigte sich dankbar gegenüber Zeitzeugen, die ihre Kraft und ihre Erzählungen in die öffentliche Diskussion, auch in den Schulen, einbringen. Für eine "umfassende Aufarbeitung" sei es "nie zu spät".

Der Zeitzeuge Marko Feingold ließ die Gäste des Festakts an seinen Erinnerungen teilhaben. Er war in mehreren Konzentrationslagern und wurde aus Buchenwald schließlich am 11. April 1945 von amerikanischen Truppen befreit. Er betonte in seiner Gedenkrede, dass es sich um keine "Selbstbefreiung" gehandelt habe. Im KZ Buchenwald seien 500 Österreicher untergebracht gewesen, so Feingold: "Täglich wurde die Population im Lager kleiner und kleiner." Nach qualvollen Jahren, in denen man morgens nicht gewusst habe, ob man am Abend noch lebt, sei schließlich die Befreiung gekommen. Nun konnte man sich frei bewegen, bekam mehr zu essen: "Wir waren nicht mehr Nummern oder Juden, sondern wir waren wieder Menschen geworden."

Mitterlehner kritisiert FPÖ-Wahlkampf

VP-Vizekanzler Reinhold Mitterlehner erklärte, dass der 8. Mai jahrzehntelang als ein Tag der Niederlage gegolten habe. "Warum hat es so lange gedauert?", fragte er sich und zitierte den früheren deutschen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker: "Sich wahrheitsgemäß zu erinnern, tut oft weh." Je länger man aber die Aufarbeitung nicht wahrnehme, umso mehr verblassten die Erinnerungen und würden schmerzhafte Teile weggelassen, so Mitterlehner. Die authentischen Informationen von Zeitzeugen seien daher wichtig. Die "beste Antwort auf die Schreckensherrschaft" und den Zweiten Weltkrieg sei in Europa sicher die Gründung der EU gewesen, stellte der Vizekanzler fest.

Mitterlehner sprach auch den aktuellen Wahlkampf in der Steiermark an, wo die FPÖ gegen den Bau von Moscheen auftrete und dies plakatiere: "Es beginnt mit der Sprache. Zuerst kommt das Wort, dann die Tat." Bei Grenzüberschreitungen müsse man sich trauen, diese zu benennen. "Werden damit nicht Vorurteile geschürt", und Gruppen gegeneinander ausgespielt, mahnte der ÖVP-Obmann und meinte: "Urteilen Sie selbst."

Das Bundesheer hat am Freitag mit einer Mahnwache beim Äußeren Burgtor der Opfer gedacht. Am Abend zelebrieren dann die Wiener Symphoniker das "Fest der Freude" mit Beethovens 9. Symphonie. Es sprechen neben der Regierungsspitze die Widerstandskämpferin Helga Emperger sowie Bundespräsident Heinz Fischer. 2014 waren über 12.000 Menschen zu diesem Gratis-Konzern im Freien gekommen. Erstmals überträgt der ORF heuer live (auf ORF III).

(APA)

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