Burgenlands Landeshauptmann Niessl hat sein "jüngeres und weiblicheres" Team vorgestellt: Neu auf der Regierungsbank sind Norbert Darabos und Astrid Eisenkopf.
SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos wird nun doch die Parteizentrale in Wien verlassen. Der 51-Jährige wird in der neuen rot-blauen Regierung im Burgenland Landesrat für Soziales, Gesundheit, Arbeitsmarkt und Asyl werden. Das gab Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) nach einer Sitzung des SPÖ-Landesparteivorstandes bekannt. Im heute Abend stattfindenden SPÖ-Parteipräsidium wird dem Vernehmen nach noch kein Nachfolger für ihn bestellt werden.
Das Ressort Gesundheit und Soziales passe sehr gut zu Darabos, "weil er ein sehr sozial denkender Mensch ist und sich für Menschen, die benachteiligt sind einsetzt", so Niessl in Eisenstadt. Darabos selbst erklärte, mit einem "lachenden Auge" zurück in sein Heimatbundesland zu kommen. Er habe sich dazu "entschlossen, dem Wunsch des Landeshauptmannes auch Rechnung zu tragen, dieser Regierung anzugehören, weil sie sozialdemokratische Handschrift trägt", sagte er. Außerdem meinte er: "Ich bin schon froh, wieder im Burgenland zu sein".
Norbert Darabos: Der wandelbare SPÖ-Soldat
Angesprochen auf das Thema Asyl, meinte Niessl, man könne nicht erwarten, "dass jetzt jemand, der offiziell vor einer halben Stunde zum Landesrat der Partei auserkoren wurde, Detailfragen beantworten kann". Darabos hielt allerdings kurz fest, dass man mit Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) "natürlich auch Verhandlung führen" werde müssen. "Wir werden unseren Teil zur Lösung des Asylproblems auf jeden Fall beitragen". Er habe "überhaupt kein Problem damit, hier auch sozusagen eine offensive Linie zu vertreten. Aber auch im Konsens mit allen anderen Bundesländern".
Zur Rückkehr ins Burgenland meinte er weiters, dass er hier politisch verankert sei und erinnerte kurz an das Musical "Coming Home". Auf die Frage, ob ihm sein Vorgänger Peter Rezar (SPÖ), der zuletzt mit den Verhandlungen der Spitalsärztegehälter einiges zu tun hatte, Scherben hinterlassen habe, meinte er, "nein, er hat keine Scherben hinterlassen" und erinnerte sich an seine Zeit als Verteidigungsminister und dass er damals dort ebenfalls "nicht nur Freunde hatte".
Zwei Frauen im roten Regierungsteam
Den zweiten noch vakanten SPÖ-Landesratsposten übernimmt Astrid Eisenkopf. Die 31-Jährige war bisher als Wirtschaftswissenschaftlerin im Land tätig und kommt aus der SPÖ-Frauenorganisation des Burgenlandes. Sie übernimmt nun die Agenden Umweltschutz, Jugend, sowie Energie, Naturschutz und Gemeindeaufsicht. Diese Übernahme sei "das erste wichtige Signal für die große Veränderung der Sozialdemokratie", so Niessl bei ihrer Vorstellung.
Schon seit Freitag fix im Team sind: Niessl als Landeshauptmann, Helmut Bieler als Ressortchef für Kultur und Infrastruktur sowie Finanzreferent, und Verena Dunst, die die Agenden für Frauen, Familien und Dorferneuerung erhält.
Die rote Regierungsmannschaft sei mit der Neubesetzung "jünger und weiblicher" geworden, erklärte Landeshauptmann Niessl. Das sei "ein wichtiger Schritt", weil Veränderung sehr wichtig sei. Nach über 15-jähriger erfolgreicher Tätigkeit in der Landesregierung wolle und müsse man auch ein neues Team präsentieren. "Wir haben auch das Wahlergebnis verstanden und müssen auf allen Ebenen auf dieses Wahlergebnis reagieren", erklärte der Landeschef. Das Arbeitsübereinkommen mit der FPÖ werde vom Regierungsteam "voll und ganz mitgetragen".
Im Landesparteivorstand, der am Vormittag beraten hatte, sei auch das Arbeitsübereinkommen mit der FPÖ diskutiert worden. "Ich kann vorweg sagen, dass es keine einzige Gegenstimme gegeben hat", versicherte Niessl.
SPÖ-Krisensitzung mit Niessl
Die SPÖ-FPÖ-Regierung beschäftigte heute Abend auch das SPÖ-Präsidium in Wien. Bundeskanzler Werner Faymann hat für 18 Uhr eine Krisensitzung angesetzt, bei der Landeshauptmann Hans Niessl seine Entscheidung für Rot-Blau verteidigen soll und die Konsequenzen daraus für die SPÖ diskutiert werden sollen.
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