Nachruf: Staatsvertragszeuge Steiner gestorben

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Der Politiker und Diplomat Ludwig Steiner spielte jahrzehntelang eine bedeutende Rolle.

Wien. Mit Ludwig Steiner ist eine der interessantesten politischen Persönlichkeiten Österreichs verstorben. Der Tiroler hatte über 93 Jahre ein bewegtes Leben: Widerstandskämpfer, Zeitzeuge der Staatsvertragsgespräche, Staatssekretär im Außenministerium, Vorsitzender des Lucona-U-Ausschusses und schließlich aktiv bei der Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern.

Bereits von 1943 an hatte der am 14. April 1922 in Innsbruck Geborene im Widerstand gegen das NS-Regime gewirkt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Steiner, der das Studium der Wirtschaftswissenschaften abschloss, Sekretär des Tiroler Landeshauptmanns Karl Gruber, ehe er in den diplomatischen Dienst trat. Von September 1952 bis November 1953 war er wieder an der Seite Karl Grubers angelangt, diesmal als Sekretär des damaligen Außenministers.

Als Sekretär von Bundeskanzler Julius Raab nahm Steiner an den Staatsvertragsverhandlungen teil. Nach einer dreijährigen Tätigkeit als Gesandtschaftsleiter in Sofia übernahm Steiner 1961 die Funktion des Staatssekretärs im Außenministerium, die er bis 1964 ausübte. Von 1964 bis 1972 war er österreichischer Botschafter in Griechenland und Zypern, 1972 wurde er schließlich zum Leiter der politischen Sektion und zum stellvertretenden Generalsekretär für auswärtige Angelegenheiten ernannt.
Von 1979 bis zur Nationalratswahl 1990 gehörte Steiner als Tiroler Abgeordneter dem Nationalrat an. Bekannt wurde er dabei für seine Vorsitzführung in den Untersuchungsausschüssen zur Lucona- und zur Noricum-Affäre sowie zu den Draken.

Steiner setzte sich insbesondere für die Menschenrechte und die Belange Südtirols ein. Politiker aller Parteien würdigten am Montag die Verdienste des Verstorbenen. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.06.2015)

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