Gesundheit: Speichern ab Dezember

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Spätestens zum Jahreswechsel 2015/16 wird Elga erneut in aller Munde sein. Denn dann läuft das neue, umstrittene System in Wien und der Steiermark an.

Wien. Viele Ärzte fürchten sie, da mit ihr ein Mehraufwand droht. Einige Datenschützer kritisieren sie, ihre Sicherheit nicht hundertprozentig gewährleistet ist. Und das Gesundheitsressort (vor allem noch unter Minister Alois Stöger, dem Vorgänger der seit September des Vorjahres amtierenden Ressortchefin Sabine Oberhauser) bewirbt sie als das Zukunftsmodell.

Die Rede ist von der Elektronischen Gesundheitsakte, kurz Elga genannt: Das ist eine Art virtueller Lebenslauf der Patienten, bei dem allerdings von vornherein Lücken vorgesehen sind. E-Card-Besitzer können auch selbst online in ihre Akte schauen und bestimmen, welche Befunde überhaupt sichtbar sind. 2012 einigten sich die Regierungsparteien SPÖ und ÖVP auf die Einführung von Elga – nach 18 Monaten Verhandlung. Auch deren Start zieht sich ähnlich in die Länge. Erst Anfang des Jahres wurden einige Etappen von Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) nach hinten verschoben.

Der jetzige Zeitplan halte allerdings, versichert man in ihrem Büro der „Presse“. Dieser Terminplan sieht folgendermaßen aus: Noch in diesem Jahr, also im Dezember 2015, startet das System in den öffentlichen Spitälern in Wien und der Steiermark. Bis Mitte 2016 sollen dann sämtliche öffentliche Krankenhäuser folgen.

Ab 2017 bei Hausärzten

Für die E-Medikation unter Teilnahme der Apotheken soll im zweiten Quartal 2016 ein Projekt in Deutschlandsberg in der Steiermark beginnen. Ab 2017 folgen die niedergelassenen Ärzte, also Haus- und Fachärzte – ebenso wie die Privatspitäler. Erst viel später, also im Jahr 2022, folgen die Zahnärzte.

Bereits seit Jänner 2014 kann man sich allerdings von dem System abmelden: Denn bei Elga gilt das sogenannte Opt-out. Wer nicht dabei sein will, muss das auch mitteilen. Das geht sowohl analog (mit einem Formular) als auch online auf einer eigenen Plattform. Bisher haben laut Elga-Geschäftsführerin Susanne Herbek insgesamt 218.000 Menschen davon Gebrauch gemacht. Die meisten verzichten allerdings auf die Online-Abmeldung: Nur 12.700 nutzten bisher diese Möglichkeit.

„Drei Viertel der Anmeldungen fanden in den ersten vier Monaten statt“, sagt Herbek. „Dann hat sich die Situation relativ schnell wieder beruhigt.“ Das merke man auch an der eigens eingerichteten Elga-Hotline: „Zu Beginn hatten wir 3000 Anrufe am Tag, später waren es nur noch 30.“

Insgesamt besitzen mehr als neun Millionen Menschen eine österreichische E-Card. „Wir haben mit vier bis zehn Prozent Austritten gerechnet, es sind aber nur rund 2,5 Prozent“, meint die Geschäftsführerin. Sobald das elektronische System tatsächlich starte, würden wohl noch einige Meldungen einlangen. Man steige aber bewusst langsam mit dem Instrument ein.

Was ändert sich?

Was ändert sich mit Elga nun allerdings genau? Bestimmte Daten werden elektronisch gesammelt und gespeichert. Der jeweilige behandelnde Arzt kann sich durch das System ein Bild von den vergangenen Behandlungen machen und seine eigene Behandlung darauf abstimmen.
In die Akte gelangen allerdings nur Entlassungsbriefe aus dem Spital, Labor- und Radiologiebefunde sowie verschriebene Medikamente. Auch Infos wie Notfalldaten, Anamnese, der Impfpass und Patientenverfügungen werden notiert. Die Daten bleiben dezentral (etwa in den Spitälern) gespeichert und werden über Elga zusammengeführt. Einzelne Befunde können auch gestrichen werden.

Einblick hat grundsätzlich nur, wer Zugang zu der eigenen E-Card hat. Ärzte und andere Gesundheitseinrichtungen, bei denen sich der Patient für eine Behandlung angemeldet hat, können 28 Tage lang darauf zugreifen. Bei Apotheken ist es nur der aktuelle Tag.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.07.2015)

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