Datenschutz: "Nicht alle sollen sehen, wenn man Viagra nimmt"

Viagra
Viagra(c) EPA (Jerzy Dabrowski)
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Wiens Patientenanwalt Konrad Brustbauer ortet insgesamt durchwegs Akzeptanz bei den Patienten für weitere Schritte in Richtung E-Health. Es werde entscheidend sein, wer auf die Daten Zugriff hat.

Weissenbach/attersse(aich). Die „Arge Elga“ ist keine unartige Frau – dahinter verbirgt sich die Abkürzung für die „Arbeitsgemeinschaft Elektronische Gesundheitsakte“. Das Projekt sorgt aber bereits vor der Verwirklichung für teilweises Unbehagen. „Ich möchte mit Mythen aufräumen“, erklärte daher Clemens Martin Auer, Experte im Gesundheitsministerium, bei einer Podiumsdiskussion am Wochenende. Elga werde kein zentraler Akt sein. Es gehe nur darum, die Informationssysteme zu vernetzen. Einen Termin für den Gesetzesentwurf wollte Auer aber auch auf Nachfrage nicht nennen.

Der Wiener Patientenanwalt Konrad Brustbauer erläuterte bei der Debatte im Rahmen der Tagung der Österreichischen Juristenkommisssion am Attersee mögliche Vorbehalte: So werde entscheidend sein, wer auf die Daten der Patienten Zugriff hat. Der Patient habe es nicht gern, wenn „alle sehen, dass er Viagra nimmt.“ Auch bei einer Schönheits-OP oder einer psychiatrischen Behandlung gebe es ein Interesse, dass die Daten nicht sichtbar sind. Insgesamt aber ortet Brustbauer durchwegs Akzeptanz bei den Patienten für weitere Schritte in Richtung E-Health. Die bereits eingesetzte E-Card etwa sei heute nicht mehr wegzudenken.

Kontrolle des Patienten

Kritik am Umgang mit der E-Card kam aber von Ärztekammer-Vertreter Otto Pjeta. „Uns wurde die E-Card als Krankenscheinersatz verkauft“, erklärte er. Nun erfolge aber auch die Krankmeldung per E-Card. Das führe dazu, dass manche Kassen bei längerem Krankenstand bereits kontrollieren, ob und wie oft jemand in der Zeit beim Arzt war. Im schlimmsten Fall könnten sogar Krankentage gestrichen werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.05.2009)

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