Palfrader und Scheuba im Bann eines Energygetränks

Robert Palfrader und Florian Scheuba.
Robert Palfrader und Florian Scheuba.(c) Rabenhof/pertramer.at
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„Flügel“ von Robert Palfrader und Florian Scheuba im Rabenhof: teils originelles, teils routiniertes politisches Kabarett.

Kann man überhaupt noch politisches Kabarett machen? Es gibt kein gutes politisches Kabarett, das sich nicht selbst diese Frage stellt. (Darum gibt es auch so wenig davon.) Noch besser ist es, wenn es zugleich die grundlegendere Frage stellt: Kann man Unterhalter, Entertainer sein, ohne sich zu kompromittieren, seine Seele zu verkaufen? Was für ein trister Job.

„Lights going out and a kick in the balls, that's entertainment“, heißt es im bitteren, berührenden Song von The Jam, von dem sich Robert Palfrader und Florian Scheuba durch den Abend führen lassen. In dem sie sich selbst vorführen: als nach Geld genauso wie nach Respekt gierende Entertainer, die am liebsten unter Applaus die Hände beißen würden, die sie füttern. Und tränken. Die Hände von Dietrich Mateschitz etwa. Der will sie doch sicher kaufen! Der hat's doch! So steigern sich die beiden, kokettierend und karikierend, in die fiebrige Illusion: als „Bullenschweine“ öffentlich Grasser und Lauda beleidigen, Schartnerbombe statt Red Bull trinken, den Softdrink als Religion entlarven – und mit 200.000 Euro mehr heimgehen, moralisch gestärkt durch das Wissen, dass man's auch dem Faymann en passant hineingesagt hat. Dieser ist nämlich, wissen eh, das Gegenteil vom Mateschitz, der die „Seitenblicke“ gekauft hat, damit er nicht darin vorkommt . . .

Nein, alle Pointen von Palfrader/Scheuba sind nicht frisch, das „Krone“-Bashing ist seit 40 Jahren Kabarettistenpflicht, die Grünen als calvinistische Spaßbremsen zu entlarven seit 20. Aber z. B. die Frage „Ist nicht der Islam die FPÖ unter den Weltreligionen?“ ist gut gewagt, der „Servus“-Sketch mit einem rustikalen Sexspielzeugfabrikanten ist virtuos, die kurze Geschichte des Opfers zumindest originell, die Deutung des Goldenen Kalbs ist das nicht. Und eine Faymann-Parodie, na ja, muss das sein?

Im zweiten Teil gehen, man hätte es wissen können, die gespielten Illusionen verloren, am Ende geistert der Geist von Mateschitz als Teil einer Taurin-Dreifaltigkeit durch das dicht gefüllte Rabenhoftheater, und die beiden Entertainer finden sich selbst als Umbaupausenkasperln, hereingelegt durch . . . Man soll, heißt es, nicht alles verraten. That's Kabarett, und, siehe, es ist nicht schlecht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.10.2015)

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