Neos: Thatcher, Schmidt und Clinton als Vorbild

Claudia Gamon.
Claudia Gamon.(c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
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Die 26-jährige Vorarlbergerin Claudia Gamon übernimmt das Neos-Mandat von Beate Meinl-Reisinger im Nationalrat: Damit ist die ehemalige ÖH-Vertreterin die jüngste Mandatarin und einzige Frau im pinken Team.

Zunächst zum Grundsätzlichen: Ihren Nachnamen spricht man mit Betonung auf der zweiten Silbe aus – „mit einem komischen, langen O“. Seit die Vorarlbergerin Claudia Gamon in Wien wohnt, hat sie sich aber auch mit anderen Aussprachen abgefunden.

Ob Gámon oder Gamón: Am Mittwoch wird die 26-Jährige im Nationalrat angelobt. Sie folgt Beate Meinl-Reisinger nach, die aus dem Parlament aus- und in das Wiener Rathaus einzieht. Damit ist Gamon nicht nur die einzige Frau, sondern auch die jüngste Abgeordnete im Neos-Parlamentsklub.

Trotzdem gehört sie zu den politisch erfahreneren Köpfen im pinken Team: Beinahe von Beginn an arbeitete sie an dem politischen Aufbau der Neos mit. Zuvor, 2011, trat sie für die Jungen Liberalen (JuLis) als Spitzenkandidatin bei der Österreichischen Hochschülerschaft an – und schaffte den Einzug ins Studentenparlament. 2013 wiederholte sich das. In diesem Jahr versuchte sie auch, mit den Neos in den Nationalrat einzuziehen. Nach der Wahl reichten die Stimmen der Partei dafür allerdings nicht aus. Dafür verwandelten sich wenig später die JuLis in die Junos, die offizielle Jugendpartei der Neos.

Dass Gamon, sollte die Landespartei in Wien erfolgreich sein, früher oder später ins Hohe Haus einziehen wird, war allerdings von Beginn an klar: In der Zwischenzeit arbeitete sie als Pressesprecherin der Bundespartei, war bei einem Projekt als Marktforscherin beim ÖAMTC tätig und leitete als gebürtige Vorarlbergerin den Neos-Wahlkampf für die Landtagswahl.

Für Studiengebühren

Eine wichtige Erfahrung, die sie im Ländle gemacht hat: „Wir müssen mit unseren Ressourcen kreativ umgehen.“ Als Kleinpartei habe man vergleichsweise wenig Budget zur Verfügung – man müsse Wege finden, um ohne Geld aufzufallen.

Dabei helfen ihr politische Forderungen abseits des Mainstreams: Neben der Legalisierung von Cannabis tritt Gamon etwa für (nachgelagerte) Studiengebühren, Zugangsbeschränkungen an Universitäten und ein generationengerechtes Pensionsmodell. Außerdem würde sie sich eine Debatte darüber wünschen, ob der Staat die Verhütungskosten für Minderjährige übernehmen soll. Auch wenn sie nicht unbedingt ein Fan dieses Begriffs sei – im Parlament wird Gamon den wirtschaftsliberalen Flügel der Neos verstärken.

„Politik kann Spaß machen“

Ihre Hauptthemen im Nationalrat werden – neben Jugend und Frauen – allerdings andere sein: Gamon ist für die Ausschüsse für Wissenschaft und Forschung, Rechnungshof und Sport zuständig. „Ich will aber auch den jungen Leuten zeigen: Politik kann Spaß machen.“ Wobei sie sich selbst noch nicht ganz sicher ist, ob sie die Arbeit als Oppositionspolitikerin im Parlament nicht auch etwas frustrieren wird. Schließlich würden Koalitionsparteien jeden Antrag der Opposition grundsätzlich vertagen.

Ihre politischen Vorbilder sind übrigens Heide Schmidt, Margaret Thatcher – und Hillary Clinton. Allerdings nicht ideologisch: „Mir imponieren Frauen, die sich in einer Männerdomäne durchsetzen können.“ Sie selbst habe damit keine Probleme, „man muss damit umgehen können“. Und: „Ich habe kein Problem damit, mich zu behaupten.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.10.2015)

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