Traiskirchen: "Schritt für Schritt auf dem Weg zur Normalität"

Traiskirchen: Caritas versorgt nun direkt im Asylzentrum
Traiskirchen: Caritas versorgt nun direkt im AsylzentrumREUTERS
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Derzeit befinden sich 1796 Asylwerber in der Erstaufnahmestelle. Dafür müssen täglich Menschen abgewiesen werden.

Der Aufnahmestopp in Traiskirchen zeigt Wirkung: Mit Stand Freitagfrüh waren dort 1796 Menschen untergebracht, niemand mehr "dauerhaft" in Zelten, teilte das Innenministerium bei einem Medientermin vor Ort mit. Im Sommer waren es noch über 4000 gewesen. Die Kehrseite der Medaille: Asylwerber, die Anspruch auf Grundversorgung haben, werden abgewiesen. NGOs kritisieren das seit Wochen.

Mittlerweile hat laut Innenministerium auf Initiative des Flüchtlingskoordinators Christian Konrad ein großer Bus der Wiener Linien Aufstellung unweit des Lagers genommen - als "erste Anlaufstelle" für Menschen ohne Obdach. Diese füllen indes zunehmend die eigentlich als Notquartiere für Durchreisende gedachten behelfsmäßigen Quartiere, das zeigte sich zuletzt auch in Salzburg.

Laut Franz Schabhüttl, dem Leiter der Betreuungsstelle Ost in Traiskirchen, ist die Zahl der Abgewiesenen von Tag zu Tag "unterschiedlich". "Gestern acht, vorgestern neun" seien es gewesen. In Traiskirchen selbst jedenfalls sieht Karl-Heinz Grundböck, Sprecher des Innenministeriums, die Lage "Schritt für Schritt auf dem Weg in Richtung Normalität und Routine" - auch, wenn nach wie vor eine "Ausnahmesituation" herrsche.

So sind seit Freitag wieder der Kindergarten und der "Eltern-Kind-Treff" in Betrieb. Die Räumlichkeiten waren zu Zeiten der Überfüllung anderweitig genutzt worden. Wobei Eltern mit ganz kleinen Kindern die Minderheit stellen. Mit Abstand größte Gruppe der Menschen in Traiskirchen sind 1.292 unbegleitete Minderjährige im Alter von 14 bis 18 Jahren. 55 sind jünger als 14 Jahre alt und ohne Begleitung angekommen.

Ungefähr die Hälfte aller im Lager Untergebrachten sind laut Schabhüttl sogenannte Dublin-Fälle. Das erkläre auch zum Teil, dass zum Schulbetrieb für Schulpflichtige (also bis 14 Jahren) in sogenannten "Brückenklassen" außerhalb des Regelschulsystems zwar rund 200 Kinder angemeldet sind, aber nur rund 60 kommen. Die Eltern wüssten, dass sie nicht in Österreich bleiben könnten, somit sähen sie auch keinen Sinn darin, die Kinder hier zur Schule zu schicken, so Schabhüttl.

Caritas versorgt nun direkt im Lager

Die Caritas beurteilt die Entwicklung in Traiskirchen mit gemischten Gefühlen. Erfreut zeigt sie sich, dass sie Asylwerber nunmehr direkt in der Erstaufnahmestelle versorgen darf. Es sei somit möglich, noch unbürokratischer und rascher Hilfe zu leisten, betonte Generalsekretär Klaus Schwertner.

"Als Caritas haben wir immer gefordert, die Erstaufnahmestelle für Hilfsorganisationen zumindest teilweise zu öffnen. Wir sind sehr froh, dass dies nun gelungen ist", sagte Schwertner. "Ab sofort werden die Sachspenden nicht mehr beim Caritas Omni.Bus in der Glöckelstraße verteilt, sondern dort, wo die Hilfe am dringendsten benötigt wird, nämlich in einer Garage in der Erstaufnahmestelle selbst. Der Omni.Bus wird weiter als Anlauf- und Beratungsstelle für Flüchtlinge im Einsatz sein." Auch die Spendenannahme sei mit Unterstützung des Innenministeriums neu organisiert worden. Mit der ehemaligen Semperit-Halle wurde ein passender Ort gefunden.

Gleichzeitig warnte die Caritas, dass es rasch zusätzliche winterfeste Quartiere brauche, um das Problem der Obdachlosigkeit in den Griff zu kriegen. Weiterhin gibt es laut Grundböck 300 bis 400 Asylanträge pro Tag. Derzeit rund 3000 Personen seien derzeit in einer Bundeseinrichtung untergebracht und somit "in Warteposition" auf einen Länderplatz.

(APA)

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