Schon im Frühjahr vergangenen Jahres hat der Gewerkschaftsbund ein mehr oder weniger fertig ausverhandeltes Arbeitszeitpaket zwischen SPÖ und ÖVP platzen lassen. Und auch kurz vor dem Arbeitsmarktgipfel in der kommenden Woche scheint ÖGB-Präsident Erich Foglar wenig verhandlungsbereit zu sein.
Die Gewerkschaft plädiert einerseits für die Einführung der sechsten Urlaubswoche für Mitarbeiter mit mehr als 25 Dienstjahren. Allgemein will Foglar eine Arbeitszeitverkürzung. Um Firmen die Beschäftigung älterer Arbeitnehmer schmackhaft zu machen, soll das viel zitierte Bonus-Malus-System eingeführt werden: Unternehmen ab 25 Mitarbeitern zahlen eine Abgabe, wenn sie zu wenige Personen über 55 Jahren beschäftigen. Im umgekehrten Fall gibt es eine Belohnung.
Anhebung des Mindestlohns
Der Gewerkschaftschef spricht sich auch für eine Anhebung des kollektivvertraglichen Mindestlohns auf 1700 Euro brutto im Monat als untere Grenze aus. Derzeit beträgt er meist 1500 Euro monatlich – rund 200.000 Beschäftigte verdienten aber nach wie vor weniger.
Im Bereich Wohnbau sprach sich Foglar im Sommer auch für eine Zweckbindung der Wohnbaumittel aus, die auch Arbeitnehmer mit dem monatlichen Wohnbauförderungsbeitrag abgeben. Seit 2008 müssen die Gelder nicht mehr zwangsläufig für diesen Bereich verwendet werden. [ APA ]
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.10.2015)