Oberösterreich: "Herbe Enttäuschung" für Frauen

Doris Hummer
Doris HummerAPA/ WERNER KERSCHBAUM
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Die Bildungslandesrätin Hummer hat in der neuen - rein männlichen - Regierung keinen Platz. Auf "Versorgungsposten" ist sie nicht angewiesen.

Es war Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP), der verkündete, dass „die Frau“ nicht mehr in die oberösterreichische Landesregierung bestellt wurde. Gemeint war Bildungslandesrätin Doris Hummer, die am Mittwoch die Kampfabstimmung im ÖVP-Landesparteivorstand verloren hatte und damit in der schwarz-blauen Koalition keinen Posten mehr bekommt. „Das muss man auch bis zu einem gewissen Grad sportlich sehen“, sagte sie nun im Ö1-„Morgenjournal“. Dennoch sei es „schade, dass immer wieder die Männer zum Zug kommen“.

Als „Trostpreis“ wurde Hummer von Pühringer angeboten, den ÖVP-Klub im Landtag zu führen. Ob sie dieses Angebot annimmt, werde sie morgen bekannt geben, meinte sie. Ihre Entscheidung stehe aber bereits fest.

"Wir sind nicht mehr repräsentiert"

Darauf angesprochen, dass Oberösterreich damit das einzige Bundesland ist, in dem keine Frau in der Regierung vertreten ist, sagte Hummer: „Ich finde es sehr enttäuschend, bin aber natürlich befangen.“ Und: „Ich finde aber, dass das für alle Frauen, auch für uns in Oberösterreich, einfach eine herbe Enttäuschung ist und ein Rückschlag, weil wir nicht mehr repräsentiert sind.“

Es gehe ihr aber „sicher nicht um den Posten", beharrte Hummer. „Ich bin 2009 als Quereinsteigerin, als Unternehmerin, in die Politik gegangen. Ich war nicht auf diesen Posten angewiesen und bin es auch heute nicht.“ Sie benötige daher auch „keine Trostpreise, keine Versorgungsjobs“. Zwei Unternehmen würde auf sie warten.

Gefragt, wer nun Hummers Arbeitsbereiche – sie war bisher für die Bildungs-, Jugend- und Frauenagenden zuständig -, übernehmen wird, meinte die Politikerin: Es werde wohl nichts anderes übrig bleiben, „als, dass einer der neun Männer diese Agenden übernehmen wird“. Ob sie dabei ein gutes Gefühl habe? „Ich werde mir das ganz genau ansehen“, betonte Hummer. Sie habe in den vergangenen sechs Jahre viel verändert, „und da ist es mir auch wichtig, dass dieser Weg weitergeht“. In der ÖVP sieht sie das Bewusstsein für Frauen jedenfalls „deutlich ausbaufähig“.

ÖVP-Frauenchefin Schittenhelm ist "entsetzt"

Frauenpolitik werde in der schwarz-blauen Koalition zu einem Randthema verkommen, kritisierte Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek. "Wieder einmal wird deutlich, dass Schwarz-Blau nicht nur Chaos, Hetze und Unfriede, sondern auch einen enormen Rückschritt in der Frauenpolitik bedeutet", so Heinisch-Hosek am Donnerstag in einer Aussendung.

ÖVP-Frauenchefin Dorothea Schittenhelm zeigte sich erbost. Dass Hummer ihren Sitz verloren hat und diese damit komplett ohne Frauen auskommt, sei „ungeheuerlich". Und sie ergänzte: „Ich bin entsetzt und fassungslos über die Vorgangsweise in Oberösterreich." Selbst wenn man auf die Abstimmung im Landesparteivorstand verweist, sei es klar gewesen, wie das Ergebnis aussehen wird: „Das war abgemachte Sache, das war nur Show, sodass man nicht selbst entscheiden muss."

In der Sitzung seien insgesamt 34 Mitglieder anwesend gewesen, so Schittenhelm, davon sechs Frauen. 28 Personen hätten sich gegen Hummer ausgesprochen.

>>> Bericht im Ö1-„Morgenjournal“

(Red./APA)

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