Post aus Wien: Rom prüft Liste für den neuen Linzer Bischof

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Ludwig Schwarz nimmt derzeit zum letzten Mal an einer Bischofskonferenz teil. Der Nuntius hat die Kandidaten vorselektiert.

Wien/Vatikanstadt. Die letzte Runde der Suche eines neuen Bischofs ist eingeläutet. Der Vatikan, dieser Tage vor allem durch Enthüllungen über Geldverschwendung und interne Machtkämpfe im medialen Fokus (siehe auch Seite 7), bearbeitet von der Öffentlichkeit bisher unbemerkt eine vergleichsweise unverfängliche Akte. Sie wurde vor Kurzem aus Österreich zugestellt.

Der in Wien amtierende Papst-Botschafter Peter Stephan Zurbriggen hat an seine Zentrale offiziell eine Liste mit jenen drei Namen übermittelt, aus denen die vatikanische Bischofskongregation und formell letztlich natürlich Franziskus den neuen Bischof für die Diözese Linz auswählen wird.

Der noch amtierende oberösterreichische Hirte, Ludwig Schwarz, könnte bei der gestern, Donnerstag, zu Ende gegangenen Bischofskonferenz im Salzburger Stift Michaelbeuern zum letzten Mal Teilnehmer gewesen sein. Immerhin hat er bereits im April dieses Jahres den Papst schriftlich und der Form entsprechend um seinen Rücktritt ersucht. Sogar zwei Monate vor dem vom Kirchenrecht vorgeschriebenen Zeitpunkt, dem Vollenden des 75. Lebensjahres. Der Salesianerpater, der vorher unter Kardinal Christoph Schönborn als Wiener Weihbischof gedient hat, gilt als gesundheitlich angeschlagen. Und vor allem auch als ermüdet von der Führung der nach Wien zweitgrößten Diözese Österreichs mit teilweise nicht unerheblichen internen Auseinandersetzungen zwischen Konservativen und Reformern.

Scheuer ante portas?

Nachfolger im Linzer Bischofshaus könnte ein gebürtiger Oberösterreicher (aus Haibach ob der Donau im Hausruckviertel) werden, Manfred Scheuer. Der medienscheue Dogmatiker hat sich als Bischof der Diözese Innsbruck bewährt und gilt als eine der großen Hoffnungen in Österreichs Episkopat. Vor wenigen Tagen erst hat Scheuer ein spirituell-politisches Plädoyer, „Wider den kirchlichen Narzissmus“, in Buchform veröffentlicht. Darin weist er sich als waschechter „Franziskaner“ aus, als Bischof, der voll auf Franziskus-Linie liegt und sich für Reformen und eine katholische Kirche ausspricht, die den Menschen nahe ist.

Im Vatikan war auch mit Aufmerksamkeit verfolgt worden, mit welchem Geschick bei gleichzeitiger Konsequenz sich Scheuer in einem schweren Konflikt verhalten hat. Vor eineinhalb Jahren stellte er per schriftlichem Bescheid die Exkommunikation der Vorsitzenden der Plattform „Wir sind Kirche“, Martha Heizer, fest. Diese hatte in privatem Rahmen Eucharistiefeiern mit Wandlung ohne Priester vollzogen – laut katholischem Recht also vorgetäuscht.

Neben Scheuer findet sich auch wieder der Chef des Priesterkollegs Anima in Rom im engsten Favoritenkreis, Franz Xaver Brandmayr. Der Monsignore war zuletzt heuer bereits auf dem offiziellen Dreiervorschlag für den Grazer Bischofssitz zu finden gewesen. Letztlich wurde damals aber dem Steirer Wilhelm Krautwaschl der Vorzug gegeben. Für Brandmayr spricht, dass er wie Scheuer gebürtiger Oberösterreicher ist. Jedoch soll er wenig Interesse an einem Wechsel von Rom nach Linz haben. Nur ein paar Zimmer weiter müsste hingegen Johann Hintermaier übersiedeln, der derzeit als Bischofsvikar für Bildung und Berufung in der oberösterreichischen Hauptstadt verantwortlich ist.

Küng vor Verlängerung?

Anders als in Linz hat in St. Pölten Klaus Küng, der erst am 17. September 75 Jahre alt wurde, hingegen bessere Chancen auf eine Verlängerung seiner Amtszeit – um ein bis zwei Jahre. Für ihn wäre sein bisheriger Weihbischof Anton Leichtfried der logische Nachfolger – sofern für die Diözese nicht doch ausdrücklich von außen eine Besetzung gesucht wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.11.2015)

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