Neue Statistik: Beamten-Pensionszugang halbiert

Sonja Steßl
Sonja Steßl(c) BKA Hofer
  • Drucken

Verschärfungen bei der Hacklerregelung zeigen im Bundesdienst Wirkung. Das Pensionsantrittsalter steigt auf fast 61 Jahre. 70.000 Mitarbeiter treten bis 2027 den Ruhestand an.

Wien. Die höheren Hürden, die die rot-schwarze Regierung beim Zugang zur Frühpension aufgestellt hat, machen sich im Bundesdienst deutlich bemerkbar. Im vergangenen Jahr hat sich die Zahl der Pensionsneuantritte von 4046 im Jahr 2013 auf 1889 mehr als halbiert. Das geht aus dem neuen Personaljahrbuch des Bundes hervor, das Kanzleramtsstaatssekretärin Sonja Steßl (SPÖ) hat erarbeiten lassen und der „Presse“ vorliegt. Hauptgrund für die mehr als halbierte Zahl an Pensionsantritten ist die seit Anfang 2014 geltende Anhebung des Antrittsalters für die Hacklerfrühpension von 60 auf 62 Jahre, verbunden mit weiteren Verschärfungen. Die umfassenden Personaldaten zeigen zahlreiche andere interessante Entwicklungen bei den knapp 131.000 Beamten und Vertragsbediensteten des Bundes auf.

Späterer Pensionsantritt: Die Schranken bei der Hacklerregelung führten im Schnitt auch zu einem späteren Pensionsantritt: Das tatsächliche Pensionsantrittsalter stieg auf 60,9 Jahre gegenüber 60,7 Jahren Durchschnitt des Jahres 2013. Die Zahl der vorzeitigen Ruhestände lag im Vorjahr mit 992 nur mehr bei rund einem Drittel des Wertes von 2013 mit noch 2980. Zum Vergleich: ASVG-Versicherte gingen im Vorjahr im Schnitt um 1,4 Jahre früher, mit 59,5 Jahren, in Pension.

Enorme Pensionswelle steht bevor: Im Bundesdienst wird es in den kommenden Jahren allerdings einen extrem starken Andrang auf den Ruhestand geben. Denn nach den aktuellen Prognosen, die Steßl jetzt vorliegen, werden bis 2027 mehr als die Hälfte aller Beamten und Vertragsbediensteten des Bundes in Pension gehen, nämlich 53 Prozent, das sind rund 69.500 Mitarbeiter.

Durchschnittsalter 45,6 Jahre: Die bevorstehende Pensionierungswelle spiegelt sich im derzeitigen Aktivdienst wider. Das Durchschnittsalter im Bundesdienst hat sich nun auf 45,6 Jahre erhöht. Tendenz weiter steigend. In der Privatwirtschaft lag der Vergleichswert 2013 bei 37,9 Jahren. Eine Folge für den Bund: Ältere, besser verdienende Bedienstete treiben die Personalkosten (2014: 13,8 Milliarden Euro) in die Höhe.

Vier von zehn sind älter als 50 Jahre: Der Anteil der Bundesbediensteten, die älter als 50 sind, hat sich in den vergangenen knapp 20?Jahren von 22,2 Prozent im Jahr 1995 auf 41,7 Prozent fast verdoppelt. Insgesamt liegt der Anteil in Österreich bei nur 24,1 Prozent.

Frauenanteil steigt – in Toppositionen stärker: Ebenfalls angestiegen ist der Anteil der weiblichen Mitarbeiter im Bundesdienst mit 41,4 Prozent im Vorjahr (1995: 35,9 Prozent). Im Lehrberuf ist der Frauenanteil mit knapp 60 Prozent am höchsten. In Führungspositionen hinken Frauen nach wie vor hinterher, auch wenn der Anteil von Frauen in Spitzenfunktionen seit 2006 mit plus 6,4 Prozent mehr als doppelt so stark gestiegen ist wie der allgemeine Frauenzuwachs mit plus 2,7 Prozent.

Mehr Personal nach Übernahmen: Nach einer Personalreduktion um 11.621 Bedienstete seit 1999 gab es nunmehr einen Anstieg gegenüber 2013 um 1119 auf fast 131.000 Bundesmitarbeiter. Davon waren 75.200 Beamte, knapp 55.800 Vertragsbedienstete. Hauptgründe sind die Übernahme von Post- und Telekombediensteten, die Aufstockung der Polizei sowie des Bundesamtes für Fremden- und Asylwesen. Das Jahrbuch weist folgenden Stand aus: 130.992 im Bundesdienst; 139.452 in allen Bundesländern; 74.667 in den Gemeinden. Macht in Summe: 345.111.

1260 Beamte übernommen: Insgesamt wurden nach den aktuellen Daten rund 1260 Mitarbeiter vom Bund übernommen: 860 von Post und Telekom; 260 vom Bundesheer sowie rund 150 aus diversen Sektoren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Innenpolitik

Beamte kehren aus der Pension zurück

Die Finanz holt 37 Mitarbeiter aus dem Ruhestand zurück, 100 sind es im Bundesdienst, dazu 100 Lehrer. Überschattet vom Gehaltsabschluss wurde die Aufstockung um fast 2000 Polizisten fixiert.
Leitartikel

Wir verwalten die Vergangenheit, statt in die Zukunft zu investieren

Der Bund holt pensionierte Beamte zurück - weil wir die Falschen ziehen lassen, im Gegenzug die Falschen behalten und zu viel verwalten.
Schelling, Neugebauer, Steßl
Politik

Beamte: Gehaltserhöhung kostet 150 Millionen Euro

Mit 1. Jänner 2016 werden die Gehälter der Beamten um 1,3 Prozent erhöht. Laut Finanzminister Schelling ist dafür im Budget vorgesorgt.
Symbolbild
Politik

Beamtengehälter steigen um 1,3 Prozent

Die dritte Runde der Beamten-Gehaltsverhandlungen endet mit einer Einigung. Ab nächstem Jahr erhalten Beamte um 1,3 Prozent mehr Gehalt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.