Parteienfinanzierung: Drei neue Anklagen in Causa Telekom

Symbolbild: Telekom Austria
Symbolbild: Telekom Austria (c) Reuters
  • Drucken

Neben Bernd Schönegger wurden auch Ex-Telekom-Vorstand Rudolf Fischer und Ex-Telekom-Manager Michael Fischer angeklagt. Es geht um Vorwürfe der Parteienfinanzierung rund um die Grazer Gemeinderatswahl 2008.

Die Geldflüsse der Telekom Austria Richtung Politik werden ein weiteres Mal vor Gericht abgehandelt. Diesmal geht es um Parteienfinanzierungs-Vorwürfe rund um die Grazer Gemeinderatswahl 2008. Die Staatsanwaltschaft Wien hat Anklage gegen Ex-Telekom-Vorstand Rudolf Fischer, Ex-Telekom-Manager Michael Fischer und gegen Bernd Schönegger, NR-Abgeordneter und Geschäftsführer der Grazer ÖVP, erhoben.

Die Anklage wegen des Verdachts auf Untreue richtet sich neben den drei Genannten noch gegen weitere Personen, ist aber nicht rechtskräftig, teilte die Staatsanwaltschaft in einer Aussendung mit, 14 Tage ab Zustellung ist ein Einspruch möglich. Die Behörde verwies überdies darauf, dass nach derzeitiger Rechtslage die Strafdrohung bis zu zehn Jahre beträgt - allerdings nur mehr zwei Wochen lang. Denn mit 1. Jänner 2016 tritt die Reform des Strafgesetzbuches von Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) in Kraft, und ab dann beträgt die Höchststrafe maximal drei Jahre.

Hintergrund des Verfahrens sind vermutete Zahlungen der Telekom an eine Werbeagentur, die im GR-Wahlkampf 2008 für die ÖVP tätig war. Die konkrete Verdachtslage laut Medienberichten: Michael Fischer, einst "Head of Public Affairs" bei der Telekom und ÖVP-Mitarbeiter, soll Schönegger in einem E-Mail aufgefordert haben, eine Rechnung an eine mittlerweile stillgelegte Telekom-Tochter zu stellen. Nur wenige Tage später soll dann die Grazer Agentur eine Rechnung über 119.760 Euro an das Unternehmen geschickt haben, die mit dem Mail fast deckungsgleich war.

Die Ermittler gingen davon aus, dass das Geld über diese Umwege von der Telekom an die ÖVP floss. Die nunmehr Angeklagten haben die Vorwürfe stets bestritten.

Schönegger will Nationalratsmandat weiter ausüben

Schönegger will sein Mandat weiter ungeachtet der nun erhobenen Anklage weiter ausüben, wie er am Mittwoch erklärte. Er bleibe dabei, die Vorwürfe seien haltlos. ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka stärkte seinem Abgeordneten demonstrativ den Rücken: "Eine Anklage ist keine Verurteilung, daher gibt es auch keine Vorverurteilung."

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

ÖVP-Wehrsprecher Bernd Schönegger.
Innenpolitik

ÖVP-Wehrsprecher Bernd Schönegger verurteilt

Wegen Beteiligung an der Untreue wurde der Abgeordnete am Dienstag zu neun Monaten Gefängnis verurteilt– bedingt. Der 39-jährige Politiker ist laut Gericht in eine Affäre um Telekom-Geld verwickelt.
Bernd Schönegger
Politik

Telekom-Prozess: ÖVP-Mandatar Schönegger schuldig gesprochen

Bernd Schönegger wurde wegen Beitrags zur Untreue zu neun Monaten bedingt verurteilt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
Der ehemalige Telekom-Finanzvorstand Gernot Schieszler
Politik

Telekom-Prozess: "Hätten die Grazer ÖVP nicht gesponsert"

"Kronzeuge" Schieszler geht davon aus, dass die Parteispende für die Bundes-ÖVP für den Nationalratswahlkampf im Herbst 2008 gedacht war. Der Prozess wurde auf Juni vertagt.
ÖVP-Wehrsprecher Bernd Schönegger muss sich seit Mittwoch vor einem Wiener Gericht verantworten. Er will mit illegaler Parteienfinanzierung aber nichts zu tun haben.
Innenpolitik

Die ÖVP und das Telekom-Geld

Der ÖVP-Nationalratsabgeordnete Bernd Schönegger sowie vier Ex-Telekom-Manager und eine ÖVP-nahe Werberin standen wegen Untreue vor dem Strafrichter. Via Scheinrechnung flossen 120.000 Euro in Richtung Partei.
ÖVP-Abgeordneter Bernd Schönegger, Ex-eTel-Chef Achim Kaspar und Ex-Telekom-Manager Michael Fischer
Politik

Geständnis im Telekom-Prozess: "Habe das Geld genommen"

Laut der Geschäftsführerin der mittlerweile insolventen Agentur hat nicht die steirische ÖVP, sondern die Bundespartei von der Telekom-Zahlung profitiert. Ihre Darstellung widerspricht der Anklage.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.