"I mog des Land": Khol tritt bei Hofburg-Wahl an

"I mog des Land": Khol tritt bei Hofburg-Wahl an(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Andreas Khol kandidiert für das Amt des Bundespräsidenten, jetzt ganz offiziell. ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner lobt am Sonntagabend die Vitalität des 74-Jährigen, seine Kenntnisse als Jurist – und seine Sprachkenntnisse.

Wien. Viel Zeit gewährte die ÖVP nicht: Keine zehn Minuten dauerte die Präsentation ihres frisch gekürten Hofburg-Kandidaten in der Parteiakademie. Fragen waren ebenfalls nicht zugelassen. Gut, dass es zu diesem Zeitpunkt ohnehin schon klar war: Andreas Khol kandidiert für das Amt des Bundespräsidenten.

Dementsprechend kurz fiel auch seine Erklärung über seine Beweggründe aus: „I mog des Lond, i mog die Leit“, erklärte der 74-Jährige. Als „österreichischer Patriot“ möchte er die Interessen des Landes weltweit vertreten und „sichern“. Auch von Parteichef Reinhold Mitterlehner, der zusammen mit dem neuen Kandidaten auftrat, gab es eine kurze Wortspende: Der Vorstand habe einstimmig für Khol gestimmt. Aus guten Gründen: Er würde „Erfahrungen mit Weitblick verbinden“. Auch für einen kleinen Seitenhieb auf Quereinsteigerin Irmgard Griss war noch Zeit: „Khol wäre ein Bundespräsident, der nicht erst Kenntnisse im Amt erlernen müsste.“ Das Fazit des Vizekanzlers: „Er wäre von Anfang an ein guter Präsident.“

Was außerdem für den bisherigen Seniorenbundchef spreche? „Er beherrscht drei Sprachen“, meint Mitterlehner. Außerdem stehe er „für den sozialen Ausgleich, vor allem was Alt und Jung betrifft“. Und: „Er ist Verfassungsjurist. In unsicheren Zeiten ist es wichtig, eine Orientierung zu haben, was die Grundlagen unserer Republik betrifft.“ Auch die „Vitalität“ Khols lobte der Parteichef: „Er ist physisch und psychisch ein Kandidat, der den Anforderungen gut entsprechen würde.“

„Ich war völlig sprachlos“

Was Khol nicht bei dem Medientermin sagen konnte, holte er bereits am Abend in einer Videobotschaft auf seiner Homepage nach: „Sicherlich kennen Sie das aus Ihrem eigenen Leben. Plötzlich kommt eine Herausforderung auf einen zu, mit der man gar nicht gerechnet hat“, sagt er. „So ist es mir in den letzten Tagen ergangen. Ich war völlig sprachlos.“

Das glaubt man ihm aufs Wort. Denn bis vor Donnerstagabend haben die meisten – auch in der ÖVP – noch damit gerechnet, dass Erwin Pröll antritt. Nicht umsonst rückten sämtliche schwarze Kaliber (oder andere Funktionäre) aus, um den Niederösterreichischen Landeshauptmann Rosen zu streuen. Übrigens auch Khol selbst: „Die Partei liegt ihm zu Füßen“, meinte er noch Anfang der Woche. Und das, obwohl er und Pröll so gar nicht die bestern (Partei-)Freunde sind. Auf die Frage, ob ihm nun die Partei zu Füßen liege, antwortete Khol dann am Sonntag erst gar nicht – er war schon mit Mitterlehner fast aus dem Raum verschwunden. Dabei ist Khol eigentlich gar nicht auf den Mund gefallen. Im Gegenteil. In der Vergangenheit machte er immer wieder mit Sagern auf sich aufmerksam.

Die politische Herausforderung nahm Khol jedenfalls auch in der Vergangenheit immer wieder an. Wie zum Beispiel im Vorjahr, wo er sich beim ÖVP-Parteitag gegen Außenminister Sebastian Kurz stellte. Dieser setzte sich für ein Mehrheitswahlrecht ein, für Khol war sein Vorschlag ein „heißer Eislutscher“. Das Ergebnis: Khol gewann die Abstimmung mit einer Stimme. Sein Nachsatz: „Ich liebe Sebastian Kurz.“

„Immer die gleichen Würsteln“

Auch die Regierung bekam in den vergangenen Jahren ihr Fett weg: „Es sind immer die gleichen Würsteln. Es sind immer die gleichen Lokalitäten. Es sind die gleichen Probleme“, sagte er im Dezember 2013 zu den Koalitionsverhandlungen. Oder aber: „Die Regierung hat Handlungsbedarf, weil das dauernde Hickhack allzu leicht ein Streit auf dem Deck der Titanic sein könnte.“ Das bedeutet aber nicht, dass Khol, in Bergen auf Rügen geboren, aber in Südtirol aufgewachsen, ein großer Parteirebell wäre. Khol gehörte zum engen Verhandlungsteam für die schwarz-blaue Regierung, die Wolfgang Schüssel im Jahr 2000 schließlich besiegelte. Der jetzige Seniorenchef wäre eigentlich lieber Innenminister geworden. Dann wechselte er aber in den Parlamentsklub.
Die Volkspartei hatte bereits vor seiner Kür bereits einen absoluten Politprofi angekündigt. Das ist Khol zweifellos: Seit vier Jahrzehnten ist er immerhin schon in der Politik vertreten – als Abgeordneter, Klubobmann, Nationalratsabgeordneter oder Seniorenbundobmann. Nun könnte er, möglicherweise, in die Hofburg wechseln.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.01.2016)

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