"Ein guter Präsident": Jetzt wird Khol statt Pröll gelobt

Nach der Absage von Erwin Pröll soll Andreas Khol die Präsidentschaftswahl für die ÖVP gewinnen
Nach der Absage von Erwin Pröll soll Andreas Khol die Präsidentschaftswahl für die ÖVP gewinnen(c) Stanislav Jenis
  • Drucken

Am Sonntagabend stellte die Volkspartei ihren Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten vor. Nach der Absage von Erwin Pröll geht Andreas Khol ins Rennen.

Wien. Die Volkspartei liebt es offenbar, sich mit schnellen Fahrzeugen zu vergleichen: Soll die ÖVP Irmgard Griss als Präsidentschaftskandidatin unterstützen? „Sie setzen ja auch keinen Fahrschüler in ein Formel-1-Auto“, antwortete Niederösterreichs Landeshauptmann, Erwin Pröll, am Samstag in der „Presse“. Einer seiner Parteikollegen sagte hingegen vor rund einem Jahr: „Die ÖVP ist kein Volkswagen. Die ÖVP ist ein Maserati.“ Der Satz stammt von Andreas Khol.

Und zwar jenem Khol, der nun für das Amt des Bundespräsidenten kandidiert: Am Sonntagabend hat Parteichef Reinhold Mitterlehner den ÖVP-Kandidaten in der Politischen Akademie vorgestellt.

Dass es sich dabei um den 74-jährigen Seniorenbundobmann handelt, war bereits von vornherein klar. Zumindest seit Freitagnachmittag. Zuvor hatte eigentlich jeder mit einer Kandidatur Prölls gerechnet. Nachdem dieser aber abgewinkt hatte, musste Khol seine „Lebensplanung ändern“, um mit den Worten des niederösterreichischen Landeshauptmanns zu sprechen.

Davor waren sämtliche Parteikollegen ausgeschickt worden, um Pröll als „sehr guten möglichen Bundespräsidenten“ zu loben. So auch Wilfried Haslauer: Der Salzburger Landeshauptmann fühlt sich nach Prölls Absage aber „nicht düpiert“. Auch Khol wäre ein guter Bundespräsident, sagt er in der ORF-„Pressestunde“.

Dass nun Khol statt Pröll antritt, ist ein kleiner Treppenwitz der Geschichte: Denn die beiden Parteigranden sind nicht zwingend beste Freunde, um es vorsichtig zu formulieren. Denn Khol verhinderte vor Jahren, dass Karl-Heinz Grasser Vizekanzler und ÖVP-Chef werden konnte. Und zwar ganz besonders gegen den Willen einer Person – eines gewissen Erwin Prölls.

„Ich liebe Sebastian Kurz“

Bei dem jüngsten Parteitag der ÖVP, bei dem das neue Programm beschlossen wurde, stellte sich Khol auch gegen Außenminister und JVP-Chef Sebastian Kurz: Die Parteijugend hatte einen Antrag eingebracht, um sich für ein Mehrheitswahlrecht einzusetzen. Khols Fazit: Der Vorschlag sei ein „heißer Eislutscher“. Das Ergebnis der Abstimmung: Khol gewann – wegen einer einzigen Stimme. Doch es wäre nicht Khol, wenn er nicht weitere launige Sager auf Lager hätte. Der Seniorenobmann stellte nämlich nach der Abstimmung klar: „Ich liebe Sebastian Kurz.“ Nur eben nicht jeden seiner Vorschläge.

Auch die Regierung bekam in den vergangenen Jahren ihr Fett weg: „Es sind immer die gleichen Würsteln. Es sind immer die gleichen Lokalitäten. Es sind die gleichen Probleme“, sagte er im Dezember 2013 zu den Koalitionsverhandlungen. Oder aber: „Die Regierung hat Handlungsbedarf, weil das dauernde Hickhack allzu leicht ein Streit auf dem Deck der Titanic sein könnte.“

Das bedeutet aber nicht, dass der gebürtige Südtiroler ein großer Parteirebell wäre. Khol gehörte zum engen Verhandlungsteam für die schwarz-blaue Regierung, die Wolfgang Schüssel im Jahr 2000 schließlich besiegelte. Der jetzige Seniorenchef wäre eigentlich lieber Innenminister geworden. Dann wechselte er aber in den Parlamentsklub.

40 Jahre in der Politik

Die Volkspartei hatte vor seiner Kür bereits einen absoluten Politprofi angekündigt. Das ist Khol ohne Zweifel: Seit vier Jahrzehnten ist er immerhin schon in der Politik vertreten – als Abgeordneter, Klubobmann, Nationalratsabgeordneter oder Seniorenbundobmann. Nun könnte er, möglicherweise, in die Hofburg wechseln.

Seine Chancen hängen unter anderem auch von der FPÖ ab – beziehungsweise von ihrem Kandidaten: Bis sich die Partei entscheidet, könnte allerdings noch einige Zeit vergehen. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ist erst kürzlich aus dem Urlaub zurück, am Wochenende trifft seine Partei im oberösterreichischen Wels zusammen.

Dass es dort aber zu einer Entscheidung kommt, ist nicht gesichert: Für den Dritten Nationalratspräsidenten, Norbert Hofer, ist die Entscheidung „völlig offen“: Rechnungshofpräsident Josef Moser, Ursula Stenzel aber auch „andere Personen“ seien im Gespräch. Die Unterstützung von Irmgard Griss sei ebenfalls noch möglich. Aber: „Wir werden uns so spät wie möglich entscheiden.“ Zunächst lasse man die anderen Parteien ihre Kandidaten präsentieren. (APA/ib)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.01.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.