Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) muss sein Ressort verlassen - er fällt aber weich: Klug übernimmt das mit deutlich mehr Budget ausgestattete Infrastrukturministerium von Alois Stöger, der ins Sozialressort wechselt. Als großer Verkehrs- oder Forschungsexperte wäre der Steirer in der Vergangenheit zwar nicht aufgefallen, doch er vertritt die Gewerkschaft in der Regierung und das dürfte es Kanzler Werner Faymann (SPÖ) zu schwer gemacht haben, Klug aus dem Kabinett zu werfen - umso mehr als der SPÖ-Chef ohnehin nicht dazu neigt, einmal bestellte Minister wieder aus der Regierung zu jagen.
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Von seiner Ausbildung her hat der 1968 geborene Grazer eine interessante Vita. Gelernt hat er den Beruf als Dreher, später ging er an die Uni und absolvierte in seiner Heimatstadt erfolgreich ein Jus-Studium. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Norbert Darabos, der den Zivildienst wählte, hatte der kantig wirkende Klug den Präsenzdienst absolviert.
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Politisch begann der Metaller-Gewerkschafter in der Arbeiterkammer, nebenbei besetzte er Funktionen in der Steirischen Gebietskrankenkasse und im Arbeitsmarktservice. Ins Hohe Haus zog Klug 2005 ein und zwar in den Bundesrat, dem er auch bis zu seinem späten Ruf in die Regierung Faymann I im Jahr 2013 treu blieb.
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Als Verteidigungsminister legte Klug einen vielversprechenden Start hin. Bereits zwei Monate nach seinem Amtsantritt landete er im APA/OGM-"Vertrauensindex" auf Platz drei und war damit das Regierungsmitglied mit den meisten Vertrauenspunkten. Auch den militärischen Apparat wusste er für sich zu gewinnen. Für manch Lächler sorgte freilich von Anfang seine Eigenart, an viele Wörter ein "-na" anzuhängen sowie der von ihm verwendete Ausdruck "situationselastisch", der es 2014 sogar zum Wort des Jahres schaffte.
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Mittlerweile stößt er im Heer aber zunehmend auf Misstrauen: Der Minister hat sein persönliches Kabinett ausgebaut und geht dazu über, den Generalstab zu entmachten und Entscheidungen bis ins kleinste Detail sich selbst vorzubehalten. Zuletzt wurde ihm aus den Reihen des Militärs vorgehalten, die aktuellen Krisen, von Flüchtlingen bis Terror, im Gegensatz zur Innenministerin nicht genützt zu haben, um zusätzliche Ressourcen für das Heer herauszuschlagen. Im Dezember forderten sogar alle sechs Parlamentsparteien inklusive seiner eigenen Partei den Minister auf, endlich für seine Sache einzutreten und eine entsprechende Ausstattung für das Heer zu fordern.
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Dass Klug mittlerweile eher als Schwachstelle im roten Regierungsteam erachtet wird, hängt nicht nur mit seiner Performance im Ressort zusammen, sondern auch mit einer kleinen Privilegien-Affäre. Im Frühjahr vergangenen Jahres wurde bekannt, dass sich der Minister seinen Chauffeure zu einem beruflichen Termin in die Schweiz kommen hatte lassen, um von diesem zu einem Privatbesuch nach Frankreich kutschiert zu werden. Rechtlich war alles gedeckt, die Optik aber "alles andere als gut", wie Klug selbst eingestand. Als Infrastrukturminister hat er jetzt die Gelegenheit, der Bahn eine Chance zu geben. Dass die ÖBB auf Kurs bleiben und die Großtunnel-Projekte plangemäß umgesetzt werden, gehört sicher zu den größeren Aufgaben, die dem mit einer Journalistin liierten Vater einer Tochter bevorstehen.