Nur ein Drittel der Frauen sieht Chancengleichheit

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Die Babypause sei schuld an den geringeren Karriereaussichten von Frauen. Knapp die Hälfte der Firmen wird inzwischen von Frauen gegründet. Nach wie vor verdienen Frauen fast ein Fünftel weniger als Männer.

Wien. Schon bei der Einschätzung der Lage scheiden sich die Geister: Während fast die Hälfte der Männer der Meinung sind, dass es in Österreich mit der Gleichstellung der Geschlechter gut aussieht, sehen die Frauen das ein bisschen anders: In einer Imas-Umfrage anlässlich des Weltfrauentags am 8. März sprechen nur 34 Prozent der befragten Frauen von Chancengleichheit.

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Vor allem bei den jüngeren Frauen unter 44 Jahren ist die Skepsis groß: 41 Prozent sehen generell eine Benachteiligung im Job, weitere 17 Prozent eine Benachteiligung von Frauen in bestimmten Berufszweigen. Einer Meinung sind sich Frauen und Männer aber, wenn es um den Hauptgrund dafür geht, dass die Karriereaussichten von Frauen geringer seien als die der Männer: Es ist die Babypause. Insgesamt drei Viertel all jener, die Chancengleichheit noch nicht für umgesetzt halten, sehen die Familiengründung als größtes Hemmnis für das berufliche Weiterkommen von Frauen.

Die mangelhafte Förderung durch Arbeitgeber wird als zweithäufigster Grund gesehen. Auch, dass es oft Frauen sind, die die Angehörigen pflegen, bremse sie.

Trotzdem wagen offenbar mehr und mehr Frauen den Weg in die Selbstständigkeit: Während noch vor zehn Jahren nur 37 Prozent der Firmen von Frauen gegründet wurden, waren es im Vorjahr immerhin 43 Prozent, sagt die Bundesvorsitzende von „Frau in der Wirtschaft“, Martha Schultz. Geleitet wird derzeit jedes dritte Unternehmen von einer Frau, den höchsten Frauenanteil gibt es in Bereichen wie Kosmetik oder Mode, den geringsten etwa in Industrie oder Banken. Genug sei der Frauenanteil unter Unternehmern lange nicht, sagt Schultz. Sie fordert einen Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen und längere Öffnungszeiten.

Viele Frauen arbeiten Teilzeit

Während Mütter oft eine Teilzeitbeschäftigung als einzige Möglichkeit sehen, arbeiten zu gehen, beeinflussen Kinder das berufliche Engagement von Männern kaum: Mehr als zwei Drittel der erwerbstätigen Frauen mit Kindern unter 15 Jahren haben laut Statistik Austria einen Teilzeitjob – bei Männern sind es lediglich 5,6 Prozent. Bei 44,6 Prozent aller Paare mit Kindern unter 15 Jahren geht die Frau Teilzeit arbeiten, der Mann Vollzeit.

Teilzeitbeschäftigung wird häufig auch als Ursache für die Lohnunterschiede angeführt, die zwar leicht rückläufig, aber nach wie vor groß sind: Gemessen am mittleren Bruttojahreseinkommen verdienten Frauen 2014 um 38,9 Prozent weniger als Männer (2004: 40,6 Prozent). Vergleicht man nur die Vollzeitbeschäftigten, verdienen Frauen immer noch fast ein Fünftel weniger als Männer (18 Prozent).

Die Bemühungen um eine gendergerechte Sprache halten laut der Imas-Umfrage übrigens nur vier von zehn Befragten – 39 Prozent der Frauen, 36 Prozent der Männer – für wesentlich, um die Position von Frauen zu stärken. Gut die Hälfte (51 bzw. 58 Prozent) findet, dass die Bestrebungen in die richtige Richtung gehen. (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2016)

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