Zwischen Stall und Weinkeller: Das Leben als Ex-Kanzler
Werner Faymann wird für eine Stelle in Brüssel gehandelt. Doch die Arbeitssuche ist auch für einstige Kanzler nicht so einfach.
30.12.2016 um 14:42
Werner Faymann ist nicht mehr Bundeskanzler, nun soll er einen Job im EU-Bereich bekommen. So wird es dieser Tage kolportiert. Die Gerüchte mögen einem bekannt vorkommen. Schon Faymanns Vorgänger Alfred Gusenbauer (Bild) war nach dem Abgang als Kanzler für höhere Weihen in Brüssel gehandelt worden. Er schaffte es zunächst nur bis St. Pölten. In der niederösterreichischen Arbeiterkammer bezog Gusenbauer Ende Jänner 2009 das Büro für seinen ersten Job nach der Kanzlerschaft. Für eine Woche, dann war für den AK-Bediensteten schon wieder frei. Semesterferien. Von Philipp Aichinger
Das Leben nach der Politik, es ist nicht immer so schillernd, wie man es aus der Zeit als Volksvertreter gewohnt war. Faymann freilich könnte Donald Tusk (Bild) als Präsident des Europäischen Rates nachfolgen, so lautet ein Gerücht. Tatsächlich ist Faymann durch seine langjährigen Teilnahme an EU-Gipfeln in Brüssel kein Unbekannter. Doch der Zick-Zack-Kurs in der Asylfrage – erst war Faymann Vertreter der Willkommenskultur, dann für einen strikten Kurs – hat in der EU für Irritationen gesorgt. Gerade als Präsident des Europäischen Rates will man in Brüssel nicht unbedingt jemanden, der leicht einmal die Linie wechselt.
REUTERS
In Brüsseler Gewerkschaftskreisen wird aber auch schon ein anderes Gerücht kolportiert, das der „Kurier“ aufgeschnappt hat. Demnach könnte im Zuge des Ausbaus der Sozialunion ein Job für Faymann frei werden.
APA/HERBERT P. OCZERET
Gewiss, wirkliche Sorgen muss man sich um einstige Regierungschefs nicht machen. Als Lobbyist, Konsulent oder Aufsichtsrat kann man als Ex-Politiker leicht unterkommen. Und gut verdienen. Auch Gusenbauer landete schließlich in dieser Schiene, Franz Vranitzky (Bild) und Wolfgang Schüssel ebenso.
(c) Michaela Bruckberger
Wobei auch Schüssel mit seiner außenpolitischen Expertise immer wieder für einen Job in der EU gehandelt wurde. Schüssel blieb nach Ende der Kanzlerschaft sogar in der Politik. Erst als Klubchef, dann als einfacher Abgeordneter. Er konnte weiter politisch netzwerken, der Job in der EU aber, er kam nicht.
(c) Clemens Fabry
Der Weg in die Wirtschaft ist natürlich auch eine Option für Ex-Regierungschefs. Doch während man auf der Suche nach einem Kanzler nach Managern wie Christian Kern oder Gerhard Zeiler ruft, ruft die Wirtschaft nicht so sehr nach Ex-Kanzlern als Manager. Eine Ausnahme stellte Viktor Klima (Bild) dar. Er ging nach der Kanzlerschaft als VW-Boss nach Argentinien. Inzwischen tritt der 68-Jährige beruflich kürzer, nennt aber eine Farm mit 240 Hektar Grund und 200 Rinder sein eigen.
apa
Was allen bleibt, ist die Erinnerung an die Kanzlerschaft. So berichtete Bruno Kreisky in seiner Abschiedsrede, er habe vor allem von älteren Frauen – „von den Hilfsarbeiterinnen bis hinüber zur ehemaligen Kaiserin von Österreich“ bewegende Briefe bekommen.
APA/ROBERT JAEGER
Große Ankündigungen über ihre Zukunft machen Kanzler beim Abtritt hingegen nicht. Vranitzky kündigte nur an, Bibliothek und Weinkeller zu ordnen. Ein paar Monate später erklärte er, dass es seiner Bibliothek viel schlechter gehe als dem Weinkeller. „Aber ich habe nun einmal wesentlich mehr Bücher als Weinflaschen.“ Diese Worte fielen übrigens bei einem Abschiedsfest, das die SPÖ für ihren ausgeschiedenen Kanzler veranstaltete. Von einem Fest der SPÖ für Werner Faymann ist bisher nichts bekannt.
APA/AFP/KENZO TRIBOUILLARD
Zwischen Stall und Weinkeller: Das Leben als Ex-Kanzler
Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.