Gibt die Kirche eine Wahlempfehlung? Nein, aber

Salzburger Weihbischof Laun
Salzburger Weihbischof Laun(c) APA/BARBARA GINDL
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Kardinal Schönborn weist den Salzburger Weihbischof Laun öffentlich zurecht. Der umstrittene Kleriker äußerte, Christen, die Alexander Van der Bellen wählen, seien „gehirngewaschen“.

Wien. Eklat in der katholischen Kirche wenige Tage vor der Stichwahl um das Amt des Bundespräsidenten. Andreas Laun, Salzburger Weihbischof (der den Ortsbischof unterstützen soll), tritt offen dafür ein und wirbt dafür, FPÖ-Kandidat Norbert Hofer die Stimme zu geben. Er verstößt damit gegen ein nach den Erfahrungen der Ersten Republik selbst auferlegtes Verbot, Wahlempfehlungen abzugeben.

Mehr noch: Laun attackiert auf dem Internetportal kath.net (nicht zu verwechseln mit der kirchenoffiziellen kathpress) den Kandidaten Alexander Van der Bellen, den früheren grünen Bundessprecher, in für einen Kleriker, noch dazu einen Bischof, zumindest im Österreich des Jahres 2016 höchst ungewöhnlichen Worten. „Links-extrem“ sei dieser, ein erklärter „Gottes- und damit auch Kirchenfeind“, so Laun wörtlich. Und dann wendet er sich frontal gegen die Katholische Aktion Österreich (die Laien vertritt), die Werbung für Van der Bellen betreibe: „Sprachlos stehe ich jeder Werbung für Van der Bellen gegenüber, die einerseits zeigt, wie wenig kritisch Menschen denken oder nicht denken, und andererseits, wie gleichgültig auch vielen Katholiken ihr Glaube ist! Dass Christen darüber entweder nicht nachdenken oder, noch schlimmer, bereits so gehirngewaschen sind, dass sie bereit sind, lieber einen erklärten Gottes- und damit auch Kirchenfeind zu wählen und andere dazu auch noch verführen wollen, zeigt, in welchem Zustand bestimmte Kreise in der Kirche sind.“

Im Gegensatz dazu sei alles, was er von Hofer höre, „vernünftig und in Ordnung“. Laun wörtlich: „Dass ihn die Linken hassen und mit ihrer erprobten ,Nazikeule‘ prügeln, spricht eher für und nicht gegen Hofer.“

Kardinal Christoph Schönborn reagierte wenige Stunden später ungewöhnlich rasch auf diese Aussagen – und deutlich. Jeder habe das Recht, eine Wahlempfehlung abzugeben, auch ein Bischof. Trotzdem habe die katholische Kirche in der Vergangenheit auf Wahlempfehlungen verzichtet. Und der Vorsitzende der Bischofskonferenz weiter: „Die Erfahrung hat uns gelehrt, dass dies sinnvoll ist, auch – oder gerade besonders – bei der Bundespräsidentenwahl 2016, an deren Stichwahl das erste Mal in der Geschichte der Zweiten Republik kein katholischer Kandidat teilnimmt.“

Angesichts verschiedener Stellungnahmen, insbesondere von Weihbischof Laun, weise er darauf hin, „dass es auch diesmal keine Wahlempfehlung der katholischen Kirche als solcher gibt und auch nicht geben wird“.

Darüber hinaus übt der Kardinal indirekt Kritik an der Wortwahl Launs. Auch wenn die Wahl vielen schwerfalle und vielerorts Verunsicherung zu spüren sei, rufe er „alle Vertreter des katholischen Lebens auf, in ihren Wortmeldungen auch auf ihren Stil zu achten und Andersdenkende nicht zu verurteilen“. Es sei völlig legitim, wenn Katholiken zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, was die Wählbarkeit einzelner Kandidaten betrifft.

Ein Appell des Kardinals

Schönborn weiter indirekt gegen Laun: Eine gute Wahlentscheidung könne sich nicht nur auf Aussagen der Kandidaten zu Kernanliegen wie dem Lebensschutz beziehen, sondern müsse auch viele andere Komponenten einbeziehen. Der Kardinal nennt als Beispiele die Haltung zu den Schwachen, wie den Migranten, zur Zusammenarbeit in Europa und Verantwortung Österreichs in der Staatengemeinschaft. Dazu komme der Blick auf das politische Umfeld der Kandidaten, ihren Stil der Auseinandersetzung und Ankündigungen, wie sie das Amt auszuüben gedenken.

Ein Katholik könne durchaus zu anderen Schlüssen kommen als ein anderer und müsse sich nicht vorwerfen lassen, „zu wenig nachgedacht zu haben“. Schönborn ermuntert alle Katholiken, sich ein gewissenhaft begründetes Bild davon zu machen, wer für die Zukunft dieses Landes, seiner Menschen, aber auch des Kontinents die bessere Wahl darstelle. (d. n.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.05.2016)

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