Karmasin will flexiblere Arbeitszeiten forcieren

Familienministerin Sophie Karmasin
Familienministerin Sophie Karmasin(c) APA (GEORG HOCHMUTH)
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Eine Ausdehnung der täglichen Höchstarbeitszeit auf zwölf Stunden würde leichter machen, auf "familiäre Herausforderungen" zu reagieren. Grüne und ÖGB-Frauen antworten mit Kritik.

Familienministerin Sophie Karmasin hat am Montag die ÖVP-Forderung nach einer Ausdehnung der täglichen Höchstarbeitszeit auf zwölf Stunden bekräftigt. Dies würde nicht nur Unternehmen mehr Flexibilität ermöglichen, sondern auch Familien, besser auf "familiäre Herausforderungen" reagieren zu können, sagte Karmasin und kündigte entsprechende Gespräche, auch mit dem Koalitionspartner SPÖ, an. Untermauert sieht sie ihren Wunsch durch eine Studie von FAS Research im Auftrag ihres Ressorts, bei der sich Wirtschaftsverbände, kleine, mittlere und große Unternehmen, sowie Stakeholder aus den Bereichen Verwaltung, Bildung oder Soziales mehrheitlich für eine Erhöhung der Tageshöchstarbeitszeit für eine flexiblere Arbeitseinteilung aussprechen.

Wie erwartet waren hingegen die befragten Arbeitnehmerverbände zu 100 Prozent dagegen. "Wir müssen hier eine ideologiefreie Sachdiskussion führen", konterte Karmasin, auch die Arbeitnehmer wünschten sich mehr Flexibilität. Die Gesamtarbeitszeit solle stabil bleiben, aber man könnte etwa die Arbeit auf dreieinhalb Tage in der Woche konzentrieren und hätte ein längeres Wochenende mit den Kindern, "wenn man das will". Befürchtungen, dass es zu einer Art Zwang kommen könnte, teilt die Ministerin nicht.

Neben dem Wunsch nach einer höheren Tageshöchstarbeitszeit liest Karmasin aus der Studie auch heraus, dass es bessere Rahmenbedingungen für Home-Office-Lösungen braucht. Sie sei jedenfalls "sehr zuversichtlich", dass das Ziel, Österreich zum familienfreundlichsten Land Europas zu gestalten, "machbar ist".

Kritik von Grünen und ÖGB-Frauen

Grünen-Sozialsprecherin Judith Schwentner bezeichnete den Vorschlag von Karmasin am Montag als "entlarvend". Denn: "12-Stunden Tage wünschen sich nicht die Familien, sondern vor allem die Arbeitgeber", schrieb Schwentner in einer Aussendung. Ihr Fazit: "Zwölf Stunden zu arbeiten bedeutet, dass es in dieser Zeit jemanden geben muss, der sich um Kinder und Haushalt kümmert. Wer ist das Frau Ministerin?“, fragte Schwentner.

Skeptisch gaben sich auch die ÖGB-Frauen. "Viele Mütter arbeiten bereits jetzt wegen der Kinderbetreuung in Teilzeit. Eine Ausdehnung der täglichen Höchstarbeitszeit würde deren Situation nur noch verschärfen", meinte ÖGB-Bundesfrauensekretärin Isabella Guzi. In Österreich fehle es nach wie vor an ausreichend flächendeckenden und leistbaren Kinderbildungseinrichtungen. "Und diese haben schon gar nicht 12 bzw. 14 Stunden – rechnet man die Wegzeit ein – geöffnet. Wie soll sich ein 12-Stunden-Arbeitstag also mit der Kinderbetreuung vereinbaren lassen?", fragte Guzi in einer Aussendung weiter. 

(APA/Red.)

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