Militärmusik darf (fast) in alter Form weiterspielen

Militärmusik darf (fast) in alter Form weiterspielen
Militärmusik darf (fast) in alter Form weiterspielenDie Presse(Fabry)
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Verteidigungsminister Doskozil nimmt das Sparpaket für die Militärmusiker zurück. Länder sollen künftig aber für "artfremde Auftritte" zahlen.

Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) nimmt die Sparmaßnahmen zurück. Nicht nur was die Schließung von Kasernen oder die Personalreduktion in der Truppe betrifft. Nein, auch in Sachen Militärmusik: Die Kapellen des Heeres dürfen in Zukunft wieder fast in ihrer alten Stärke aufmarschieren.

Seit seinem Amtsantritt sei das die "die causa prima" in seinem Ressort gewesen, argumentiert Doskozil am Mittwoch. Die Militärmusik sei "ein wesentliches Asset und Kulturgut" Österreichs.

46 Musiker in den Ländern

Wie sieht die alte, neue Militärmusik nun also aus? Bei der Garde in Wien bleibt mit 63 Musikern ohnehin alles beim Alten, die Militärmusiken in den Ländern verfügen künftig aber wieder über 46 Musiker (ein Kapellmeister, 15
Unteroffiziere, 30 Rekruten/Militärpersonen auf Zeit).

Doskozils Vorgänger Gerald Klug (SPÖ) hatte sich im Vorjahr mit den Landeshauptmännern angelegt, weil er einen Teil der erforderlichen Einsparungen im Heer auf die Militärmusik abwälzen wollte, indem er sie auf vier Standorte reduziert. Auch der Kompromiss nach dem Aufschrei - die Militärmusik bleibt in allen neun Ländern, aber um gut die Hälfte verkleinert - passte den Landeshauptleuten so gar nicht.

1,4 Millionen sparen statt sieben Millionen

Im Vergleich zum alten Schema vor 2015 (und vor dem Sparpaket) gibt es nun im Grunde einen Unteroffizier pro Bundesland-Kapelle weniger. Dennoch ist das nunmehrige Konzept laut Doskozil um 1,4 Mio. Euro billiger als das
historische Modell vor den Einsparungen, das etwa elf bis 13 Mio. Euro gekostet hat. Klugs Pläne hätten hingegen sieben Millionen Euro eingespart.

Gespart wird mit dem neuen Modell durch drei Maßnahmen: Einerseits sollen die Militärmusiker auch zu 40 Prozent ihrer Dienstzeit militärische Tätigkeiten ausüben, also Grundwehrdiener ausbilden oder als "Informationsoffiziere" Werbung fürs Heer machen. Die Grundwehrdiener haben andererseits die Möglichkeit, vom ersten bis zum letzten Tag bei der Militärmusik zu sein und dort auch ihre Grundausbildung zu machen, erklärte Doskozil. Nach dem sechsmonatigen Grundwehrdienst können sie sich für sieben Monate verpflichten. Früher waren das acht Monate, wobei das achte Monat aus dienstrechtlichen Gründen recht teuer war.

"Volle Spielfähigkeit" wieder gegeben

Und: Auch die Bundesländer müssen ihren Beitrag leisten. Der Minister geht nicht davon aus, "dass wir bei irgendwelchen lokalen Weinfesten spielen". Sollten die Militärmusiker dennoch Auftritte haben, die nicht wirklich militärischer Natur sind (Im Heer nennt man es "artfremde Auftritte"), will Doskozil den Ländern diese auch künftig über eine Vereinsstruktur verrechnen.

Mit den neuen Maßnahmen erlangt die Militärmusik wieder ihre "volle Spielfähigkeit", wie es im Bundesheer-Deutsch heißt. Er sei froh, dass es zu einem Umdenken gekommen sei, erklärte Clemens Hellsberg, Ex-Vorstand der Wiener Philharmoniker, der den Minister im Rahmen einer Expertengruppe beraten hat. Die Militärmusik sei ein "ganz wichtiges Bindeglied zwischen dem Bundesheer und der Bevölkerung". Auch Militärmusikchef Oberst Bernhard Heher ist naturgemäß "sehr, sehr glücklich". Man könne nun wieder ein Programm spielen, "wie es sich für eine Militärmusik geziemt".

(APA/red.)

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