Das kauf' ich mir selbst

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A Lego logo (c) REUTERS (FABIAN BIMMER)
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Für uns ist die EM gelaufen. Das Kind hat kein Interesse mehr.

Für uns ist die EM gelaufen. Das Kind hat kein Interesse mehr. Schon beim Österreich-Spiel am Mittwoch beschloss es – mit den Worten „Die spielen immer so schlecht“ – dem rot-weiß-roten Untergang nicht beizuwohnen, sondern lieber Lego spielen zu gehen.

Das Kind hat jetzt nämlich eine Lego-Skaterrampe, auf der ein Hund auf einem Skateboard und ein Mädchen auf Rollschuhen auf und ab fahren. Weil Lego vorbildhaft unterwegs ist, hat die Figur dafür einen Helm, der ihr aber wegen ihrer ausufernden Plastik-Haarmähne nicht passt. Daher muss man ihr zuerst die Haare vom Kopf reißen (jawohl, reißen, leicht geht das nicht), um den Helm aufsetzen zu können. Eine kleine Irritation im Spielfluss, die es früher nicht gab: Da waren alle Legofiguren glatzköpfig, die Ritterhelme (an Fahrradhelme dachte da noch niemand) passten problemlos.

Das Lego hat sich das Kind selbst gekauft. Weil: Es bekommt jetzt Taschengeld. Von der Oma. Unter Journalisten gilt die Phrase von den „strahlenden Kinderaugen“ als No-Go, aber glauben Sie mir: So habe ich Kinderaugen selten strahlen sehen als in jenem Moment, als das Kind realisiert hat, dass es sich mit seinem eigenen Geld nun jene Dinge kaufen kann, die die Spielverderber-Mutter nicht erlaubt. „Dann kauf' ich mir das halt selbst“ wird uns wohl die nächsten Wochen begleiten. Derzeit hat es rund 20 Euro angesammelt. Wie viel das ist, muss das Kind erst einzuschätzen lernen. Nein, das Barbieschloss geht sich nicht aus (zum Glück!), auch nicht der Pandabär, der so absonderlich quietscht. Dafür vier Hochglanz-Mädchenhefte. Oder 20 Jolly-Eislutscher. Zwan-zig! Das Kind kann es kaum glauben. Nach einigem Abwägen entscheidet es sich gegen den Eis-Großeinkauf und spart nun auf den Panda. Vor einem halben Jahr noch war das anders: Als die Oma dem Kind ein paar Münzen in sein Sparschwein stecken wollte, hat das Kind mit dem Hinweis abgelehnt, dass es „nicht mehr“ spare. Nicht mehr. Mit fünf hatte es damals also schon wieder aufgehört mit dem Sparen. Seine Mutter wiederum hat streng genommen gar nie richtig damit angefangen.

Aber das ist eine andere Geschichte.

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.06.2016)

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