Bei der Einmietung der Finanz in einen Linzer Bürokomplex floss eine „Vermittlungsprovision“ über 200.000 Euro. Gezahlt haben Porr und RLB OÖ an Hocheggers Firma Astropolis in Zypern.
Wien. Terminal Tower: Als „Die Presse“ erstmals im November 2009 über das Linzer Hochhaus berichtete, in dem die oberösterreichischen Zoll- und Finanzämter residieren, war der Name des Gebäudes fast niemandem bekannt. Ganz im Gegensatz zu den Personen, die hinter dem Projekt standen und mitmischten: Das waren Karl-Heinz Grasser, Walter Meischberger und Peter Hochegger, aber auch der inzwischen verstorbene Porr-Chef Horst Pöchhacker und etliche Manager der RLB OÖ mit Ludwig Scharinger an der Spitze.
Sensibilisiert von der Buwog-Affäre grub die Justiz tiefer und immer tiefer – und stieß auf weitere Deals, die einer näheren Betrachtung bedurften. Außerdem löste das Stichwort Astropolis – so hieß die Hochegger-Firma in Zypern – Assoziationen bei Involvierten aus.
Ein Blick zurück: Das Bürohaus wurde von der Porr Solutions, der Raiffeisen Leasing und der Raiffeisen-OÖ-Tochter Real Treuhand errichtet. Die Finanzbehörden zierten sich einzuziehen, die Verhandlungen stockten – Grasser war die Miete zu hoch. Ein wertvoller Tipp sollte die Lage ändern: Man möge doch 200.000 Euro an eine zypriotische Firma zahlen. Zufällig hieß die Firma Astropolis. Ebenfalls dabei: Walter Meischberger. Als Mittler soll, wie die Behörden glauben, Ernst Karl Plech agiert haben.
Verdacht auf Scheinrechnungen
Über diesen Betrag gibt es auch eine Rechnung und einen Vertrag zwischen der Porr Solutions und der Astropolis: für „die Erstellung einer Studie zur bestmöglichen Vorgangsweise bei der Evaluierung der neuen Märkte im Hinblick auf beabsichtigte Projektentwicklungen, insbesondere im Bereich Büro-, Hotel-, Logistik- und Einkaufszentrenimmobilien“ in Rumänien. Unterschrieben von Hochegger am 16. 12. 2005. Die Porr Solutions verrechnete genau diesen Betrag der Terminal Tower Immobilien GmbH – der sie selbst angehörte – und zwei Raiffeisengesellschaften. In dieser Rechnung hieß es allerdings: „für die Unterstützung im Zusammenhang mit der Strukturierung der Projektfinanzierung“.
Die Terminal Tower zahlte an die Porr Solutions und diese wiederum überwies genau diesen Betrag an die Astropolis nach Zypern. Von dort ging ein Großteil des Geldes auf das Konto Omega International der Hypo Investment Bank in Liechtenstein – und von dort weiter an jene drei Konten „Karin“, „Nathalie“ und „Walter“, auf denen auch Teile der Buwog-Provision landeten. Bei Letzterem will die Justiz Indizien haben, die auf Grasser hindeuten.
Ein ebenfalls Angeklagter ehemaliger Manager schilderte übrigens in einem E-Mail, wie die Provision abgewickelt werden sollte – und er betonte, dass die RLB-OÖ-Spitze eingeweiht gewesen sei. Was diese, wie alle anderen, für die ebenfalls die Unschuldsvermutung gilt, immer in Abrede gestellt hat.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.07.2016)