Die Selfmade-Designerin

Die Designerin Lisi Lang wollte immer ein eigenes Geschäft. Ihren Laden in der Kirchengasse 7 gibt es seit 2012.
Die Designerin Lisi Lang wollte immer ein eigenes Geschäft. Ihren Laden in der Kirchengasse 7 gibt es seit 2012.(c) Clemens Fabry
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Weil die Angewandte sie nicht wollte, brachte sich Lisi Lang alias lila das Modemachen mit Sitzfleisch und einigen Gin Tonics selbst bei. Heute ist sie ein Fixstern der Wiener Modeszene.

Überdimensionale Krägen, ballonartige Maxiröcke, Kleider mit Pandabären, Oversize-Mäntel aus knallbunten Stoffen oder kunstvoll durch Bänder zusammengehaltene Kleider. Die Mode der Wiener Designerin Lisi Lang, alias lila, kann in kein Genre verortet werden, findet keine Vorbilder, orientiert sich an keiner Epoche.

Speziell und ein Dickkopf, der durchzieht, woran er glaubt, das war Lang schon immer. „Wenn man etwas wirklich will, dann darf man sich von niemandem abbringen lassen“, sagt die 34-Jährige. „Das ist mein Lebensmotto.“ Und was die Südsteirerin schon immer wollte, war, Modedesignerin werden und ein eigenes Geschäft haben. Ihren ersten Laden hatte sie bereits mit acht Jahren. Im „Handel Bommer“ konnte man Catering und Entertainment erwerben. Sprich: Es wurden Brote geschmiert, kunstvoll verziert und dann an Verwandte und Besuch für ein paar Schilling verscherbelt. Während diese verspeist wurden, gab es Gesangseinlagen oder ein kleines Theaterstück – je nach gebuchtem Paket. Mit zwölf wechselte sie das Sortiment: „Ich hatte immer schon eine Faszination für Stoffe und fing an, Tascherln für die großen Mädchen für den Maturaball zu nähen“, sagt sie. „Die haben sie dann tatsächlich auch getragen.“

Abfuhr. Der Karriereweg sei für sie stets glasklar gewesen: Matura machen, nach Wien gehen, Mode an der Angewandten studieren, ein Geschäft aufsperren. Das mit der Matura funktionierte reibungslos, dann war der Plan aber auch schon dahin: „Ich habe mich mit meiner – so glaubte ich – kunstvoll gemalten Mappe in der Modeklasse von Raf Simons beworben – der mich hochkant rausgeschmissen hat“, erzählt sie. „Dann hab ich halt Theaterwissenschaften studiert, um wenigstens über diesen Umweg mit Kostümen zu tun zu haben.“

Sie fing als Regieassistentin im Schauspielhaus an, assistierte der Kostümbildnerin, arbeitete später in der Galerie Westlicht, half dort bei Fotoshootings. „Und da hab ich angefangen, autodidaktisch Schnitte zeichnen zu lernen und Gewand zu nähen. Vor allem auch, weil ich kein Geld zum Shoppen hatte“, sagt sie. Den Freunden gefiel es so gut, dass sie anfingen zu bestellen. „Ich hab nur für das Material Geld genommen und mir davon wieder neue Stoffe gekauft.“

2007 nahm sie sich dann mit anderen Freundinnen ein Atelier – das Monami in der Theobaldgasse, das heute eine Institution für modeinteressierte Wiener ist, die sich dort abends auf einen Afterwork-Drink treffen.

„Mein altes Konzept Handel und Entertainment, das hab ich dort wieder aufgewärmt. Wir haben Tag und Nacht genäht und Gin Tonic getrunken. Unsere Klamotten haben wir dann bei Partys mit extravaganten Modeschauen Freunden und Bekannten vorgeführt, uns Feedback geholt. Wir haben Musiker eingeladen, sogar ein Klavier angeschafft“, erzählt sie. Dort habe sie viele Menschen kennengelernt, mit denen sie heute noch arbeite. „Die eine konnte gut Schnitte zeichnen und hat es den anderen gezeigt, die Nächste hatte einen guten Stoffhändler und hat uns den vorgestellt – und die Dritte kannte einen guten Schneider“, sagt sie.

Die alte Clique aus dem Monami ist heute das Herz jener jungen Design- und Modeszene, die sich seit einigen Jahren im Grätzel rund um die Kirchengasse in Neubau gebildet hat. Elke Freytag, Ulliko oder Maronski sind nur einige Labelnamen jener, die damals nächtelang im Monami gewesen sind – und auch heute hilft man sich noch gegenseitig, damit das Geschäft gut läuft.

Lang hat ihren Laden in der Kirchengasse seit 2012. „Geschäftsbesitzerin zu sein ist so schön, wie ich es mir vorgestellt habe – aber auch anstrengend. Man ist total angehängt. Ich bin jeden Tag damit beschäftigt, auch wenn ich einmal nicht selbst verkaufe, weil ich ja auch designen muss, Stoffe aussuche, die Grafik für meine Kataloge selbst mache, zum Schneider gehe, die Buchhaltung machen muss, die Models aussuche usw.“, sagt sie. „Ein Geschäft ist wie ein Haustier. Man muss es lieb haben, füttern, hegen und pflegen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.10.2016)

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