Ungeliebte Jäger: Großes Halali im Parlament

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Die Jäger fühlen sich zunehmend ungeliebt. Unterstützung bekommen sie von der Volkspartei, die unter anderem das Waffengesetz zu ihren Gunsten ändern will.

Wien. Parlamentsenqueten dienen üblicherweise dazu, bedeutende strittige Materien kontroversiell zu diskutieren. Die Klubenquete der ÖVP am Dienstag weicht etwas vom bekannten Ablauf ab: Die Fahnenträger der Jägergilde Wilhelmsburg-St. Georgen nehmen Aufstellung, im Budgetsaal im Parlament spielt die Jagdhornbläsergruppe Zayatal, „Keilernossi“ werden verteilt.

Es geht um die Jagd und ihre „Herausforderungen im 21. Jahrhundert“, und da gibt es – zumindest im ÖVP-Klub – wenig Raum für kontroversielle Standpunkte. Die Landesjägermeister aus etlichen Bundesländern sind vertreten, ebenso die Landwirtschaftskammer-Präsidenten. Dass die Bauernbund-Abgeordneten ihre Aufwartung machen, ist selbstverständlich.

Man ist sich bewusst, dass die Jagd nicht mehr so unumstritten ist, wie sie einst war. Jogger und Mountainbiker sehen sich in der Nutzung der Natur beeinträchtigt, die Sichtweise auf Tiere hat sich vor allem im urbanen Raum verändert. Zum Ausdruck kommt das auch durch Tierrechtsaktivisten, die mit Aktionismus gegen die Jagd vorgehen und vor allem bestimmte Praktiken wie Jagdgatter (Jagd auf gezüchtete Tiere) bekämpfen. Vergangene Woche ist ein Waldbesitzer vor dem Verfassungsgerichtshof abgeblitzt: Er wollte die Jagd auf seinem Eigentum verbieten.

Josef Pröll, einstiger Vizekanzler und ÖVP-Chef, ist inzwischen nicht nur Raiffeisen-Manager, sonder auch einer der führenden Köpfe der Jägerschaft. Als niederösterreichischer Landesjägermeister ist er Nachfolger des legendären Christian Konrad in dieser Funktion. Pröll macht seinen Jägerkollegen Mut: „Wir haben oft das Gefühl, keiner will uns. Das Gegenteil ist der Fall.“ Pröll zitiert eine Umfrage, nach der 76 Prozent der Bevölkerung eine positive Einstellung zur Jagd haben, „wenn verantwortungsvoll und waidgerecht gejagt wird“ (35 Prozent: Stimme voll zu, 41 Prozent: Stimme eher zu). Gerade diese Umfrage zeigt aber auch, wie die Zustimmung schwindet: 1988 hatten auf dieselbe Frage noch 64 Prozent voll und 22 Prozent eher zugestimmt.

Pröll versucht auch, eine Linie gegenüber radikalen Jagdgegnern vorzugeben. Man dürfe sich von diesen nicht provozieren lassen: „Lassen wir uns nicht auf das Niveau dieser Typen herab.“ Man müsse ruhig die bisherige Linie argumentieren. Damit stößt er nicht nur auf Zustimmung: Man müsse den Tierrechtlern in der öffentlichen Diskussion entschiedener entgegentreten, meint ein Diskutant.
Unterstützung für die Jäger gibt es von der ÖVP: Klubchef Reinhold Lopatka kündigt an, die ÖVP werde eine Änderung im Waffengesetz umsetzen, wonach Jäger Kurzwaffen mitführen dürfen, ohne extra einen Waffenpass beantragen zu müssen. Das freut die Jäger, die derartige Waffen etwa für Fangschüsse benötigen.

Auf einen Blick

Jägerschaft. 123.000 Jäger gibt es in Österreich. Die Jagd ist mit einem Umsatz von 475 Millionen Euro jährlich auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Allein an Löhnen und Gehältern im Jagdwesen werden 199 Millionen Euro ausbezahlt. Wesentliche Aufgabe der Jäger ist die Regulation des heimischen Wildbestands.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.11.2016)

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