„Am besten ein Präsident, der wie Heinz Fischer ist“

Andreas Schieder
Andreas Schieder(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder über die Lehren aus der US-Wahl und seiner Auffassung von "Establishment".

Die Presse: Welche Lehren ziehen Sie aus der amerikanischen Präsidentenwahl?

Andreas Schieder: Der amerikanische Wahlkampf hat gezeigt, dass das Land tief gespalten ist, dass es eine Polarisierung gibt und dass es sehr wenig um Zukunftsthemen, sondern mehr um Emotionen gegangen ist.

Kommt diese Entwicklung auch bei uns?

Das ist eine Entwicklung, die an sich die Politik zurzeit beherrscht. Das ist eine der Spätfolgen der Finanzkrise, weil aus ihr für viele Leute eine Einkommens- und Vermögenskrise geworden ist. Das führt zu einer Unsicherheit, die dann sehr polarisierend aufgelöst wird.

Sehen Sie Auswirkungen der US-Wahl auf die österreichische Präsidentenwahl?

Ich glaube, es gibt wenig Auswirkung, weil schon bei der ersten Stichwahl die Lager recht klar fixiert waren. Ich wüsste nicht, welchen Einfluss der amerikanische Wahlkampf hier haben sollte.

Trump hat mit einem Wahlkampf gegen das System gewonnen. Das könnte auch bei uns erfolgreich sein.

Ich glaube, dass Donald Trump nicht in die österreichische politische Landschaft einordenbar ist. Ja, er hat viele Stimmen von Leuten, die gegen das Establishment gewählt haben. Er ist als Selfmademan einer, zu dem man gern aufschaut, meiner Meinung nach grundlos, denn in Wahrheit ist er Pleitier, Spekulant, ein Mann, der ganz fragwürdig zu seinem Reichtum gekommen ist.

Ist Norbert Hofer aus Ihrer Sicht der österreichische Donald Trump?

Das muss Norbert Hofer beantworten, aber ich kann weder optisch noch von der bisherigen beruflichen Tätigkeit eine Parallele zwischen den beiden entdecken.

Alexander Van der Bellen wird von großen Teilen der SPÖ, der ÖVP und der Wirtschaft unterstützt. Glauben Sie, nützt oder schadet ihm das?

Ich glaube, am Ende hilft es immer, wenn einen viele Leute unterstützen.

Aber das könnte den Effekt haben, dass er als Kandidat des Establishments wahrgenommen wird.

Es ist schwer zu verstehen, wie man bei der Präsidentenwahl gegen das Establishment stimmen kann. Sowohl Van der Bellen als auch Hofer waren lang im Parlament. Man kann auch bei Hofer nicht behaupten, dass er jemand ist, der von außen kommt.

Sie haben sich für Alexander Van der Bellen deklariert. Warum?

Für mich ist der beste Bundespräsident jene Person, die möglichst so ist wie Heinz Fischer. Und ich habe den Eindruck, dass ein besonnener, ruhiger, nachdenklicher Mensch wie Van der Bellen für Österreich ein gutes Angebot wäre.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.11.2016)

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