Nachlese: Das Rohrbomben-Attentat von Oberwart

In der Nacht vom 4. auf den 5. Februar 1995 wurden vier junge Roma bei einem Robrbomben-Attentat in Oberwart getötet. Für den Anschlag wurde 1999 der Bombenbauer Franz Fuchs verurteilt.

In der Nacht vom 4. auf den 5. Februar 1995 sind vier Burgenländer, die der Volksgruppe der Roma angehörten, bei einem politisch und rassistisch motivierten Bombenanschlag in Oberwart getötet worden. Die Männer gerieten in eine Sprengfalle, als sie eine als Verkehrszeichen getarnte Tafel mit der Aufschrift "Roma zurück nach Indien" entfernen wollten. Für den Anschlag wurde 1999 der Bombenbauer Franz Fuchs verurteilt.

Es war kurz vor Mitternacht, als die Bewohner der Oberwarter Romasiedlung einen lauten Knall hörten. Erst in den Morgenstunden entdeckte man die Leichen der vier Männer. Josef Simon (40), Peter Sarközi (27) sowie Karl (22) und Erwin Horvath (18) starben durch eine Rohrbombe - gebaut von Franz Fuchs.

Vermeintliches Verkehrszeichen explodiert

Die vier Männer dürften sich auf einem Kontrollgang befunden haben, als sie auf einer Kreuzung rund 250 Meter von der Siedlung entfernt ein vermeintliches Verkehrszeichen entdeckten. Es bestand aus einem Kunststoffsockel, einem etwa 1,20 Meter hohen Rohr sowie der darauf befestigten Tafel. Als sie den Gegenstand aufhoben, löste das den Zündmechanismus aus. Der Sprengstoff befand sich offenbar im oberen Drittel des Rohres, sodass die Splitter bei der Explosion den Brustkorb der Umstehenden treffen mussten.

Der Anschlag sorgte für Entsetzen und Betroffenheit - in der Bevölkerung ebenso wie in der Politik. Wie sich im Zuge der Ermittlungen später herausstellte, enthielt die Bombe in Oberwart denselben Sprengstoff wie jene Briefbomben, die ab 993 Adressaten zum Teil schwer verletzte.

Rohrbomben-Attentäter Franz Fuchs

Gebaut wurden die Bomben von Franz Fuchs, einem Südsteirer, der unter dem Pseudonym "Bajuwarische Befreiungsarmee" (BBA) agierte. Zu seiner Festnahme am 1. Oktober 1997 kam es bei einer routinemäßigen Fahrzeugkontrolle. Anstatt den Polizisten seine Papiere zu geben, zündete er eine Rohrbombe, die ihm beide Unterarme wegriss und die zwei Männer verletzte. Die Fahndung nach dem Urheber einer in Österreich einmaligen Serie von Bombenanschlägen war damit beendet.

Der mit Spannung erwartet Prozess am Grazer Landesgericht gegen den Bombenbauer 1999 verlief dann turbulent, denn der damals 49-jährige Angeklagte schrie im Gerichtssaal in einem fort Hasstiraden gegen Staat, Justiz und Ausländer. Das Urteil des Geschworenensenats lautete schließlich auf lebenslange Haft und Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher. Rund ein Jahr später beging Fuchs in der Haft Selbstmord.

Nach Angaben des Vereins Roma Oberwart leben im Burgenland rund 3000 Roma, ein Großteil davon im Raum Oberwart. In Lackenbach bei einem 1984 enthüllten Mahnmal für Roma und Sinti wird alljährlich jener gedacht, die während des Nationalsozialismus Opfer von Ausgrenzung und Verfolgung wurden.

(APA)

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