Gaskammern? "Man muss absurde Meinungen zulassen"

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Barbara Rosenkranz, FPÖ-Kandidatin für die Bundespräsidentenwahl am 25.April, bleibt bei ihren umstrittenen Haltungen. SPÖ und die Grünen halten Rosenkranz als Kandidatin weiterhin für untragbar.

WIEN (red.). Das NS-Verbotsgesetz widerspreche zumindest in Teilen der freien Meinungsäußerung, sagt sie. Und etwaige Zweifel an den Gaskammern im Dritten Reich will sie nicht per se verurteilen: Man müsse auch „absurde, skurrile, verwerfliche Meinungen“ zulassen.

Barbara Rosenkranz, FPÖ-Kandidatin für die Bundespräsidentenwahl am 25.April, bleibt bei ihren umstrittenen Haltungen. Die Frage, ob auch sie Gaskammern leugne, beantwortete die niederösterreichische Landesrätin am Mittwoch im Ö1-„Morgenjournal“ so: Sie habe das Wissen, das zwischen 1964 und 1976 in der Schule vermittelt worden sei. Dabei habe sie „überhaupt keine Änderung vorzunehmen“.

Die politische Konkurrenz reagierte nachgerade entrüstet. Einmal mehr beweise Rosenkranz, „wo ihre bedenkliche geistige Heimat ist“, tat Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) via Aussendung kund. Als Hofburgkandidatin sei sie deshalb „untragbar“. Die Grünen unterstrichen diese Meinung in Person ihres stellvertretenden Parteichefs Werner Kogler. Denn Rosenkranz brächte es nicht über die Lippen, „dass es im Dritten Reich Gaskammern gegeben hat“. Sie spreche „in Chiffren, die von Holocaustleugnern verwendet werden“. FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl nannte dies sogleich eine „Hetzkampagne“, die „die Nervosität der Mitbewerber“ zeige.

In der Zwischenzeit gab die Welser Bürgerliste „Die Bunten“, im Herbst noch wegen NS-Wiederbetätigungsgefahr von der Gemeinderatswahl ausgeschlossen, eine Wahlempfehlung für Rosenkranz ab. Listenchef Ludwig Reinthaler äußerte die Hoffnung, die FPÖ-Kandidatin werde für die Abschaffung des Verbotsgesetzes eintreten.

Es war nicht die erste Wahlempfehlung aus dieser einschlägigen Ecke, die Rosenkranz in Empfang nahm: Bei der Nationalratswahl 2006 sprach sich nicht nur Holocaust-Leugner Gerd Honsik für die 51-Jährige aus, sondern auch die „Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik“ (AFP). Ihr unterstellt der Verfassungsschutz „eine Nähe zum Nationalsozialismus“.

Doch davon will Rosenkranz nichts wissen. Ideologisch stehe sie eindeutig „in der Mitte“, sagte sie Dienstagabend in der „ZiB2“. Von den zweifelhaften Äußerungen und Aktivitäten ihres Ehemannes Horst Jakob, der als rechtsextrem gilt, wollte sie sich dennoch nicht distanzieren: Man möge sie doch bitte an ihren eigenen Taten messen.

Umfragen: Fischer klar vorne

Echte Chancen für einen Einzug in die Hofburg hat Rosenkranz nicht: Aktuellen Umfragen zufolge hält Amtsinhaber Heinz Fischer derzeit bei rund drei Viertel der Stimmen. OGM (für „News“) sieht ihn bei 74, Gallup (für „Österreich“) bei 79Prozent. Rosenkranz käme auf 26 bzw. 21 Prozent. Meinung, Seite 29

AUF EINEN BLICK

Barbara Rosenkranz, 51-jährige FPÖ-Kandidatin für die Bundespräsidentenwahl am 25.April, bleibt bei ihren Haltungen: Das NS-Verbotsgesetz sei in Teilen verfassungswidrig. Und Zweifel an den Gaskammern gehörten zur freien Meinungsäußerung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2010)

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