„Lichtertanz“ auf dem Ballhausplatz

Anti-Rosenkranz-Demonstration Donnerstagabend in der Wiener Innenstadt. Facebook-Initiative konnte auch prominente Teilnehmer motivieren.

WIEN (red./APA). Die Ausmaße des „Lichtermeers“, das sich 1993 gegen das „Österreich zuerst“-Volksbegehren der FPÖ gebildet hatte, erreicht der „Lichtertanz gegen Rosenkranz“ Donnerstagabend in Wien wohl nicht. Doch die aus einer Facebook-Initiative entstandene Bewegung konnte immerhin jede Menge Prominente hinter sich versammeln: Von Alfons Haider über Florian Scheuba bis hin zu Oliver Wimmer, dem „Starmania“-Gewinner, spannt sich der Bogen der Unterstützter für die Plattform. Das Anliegen: In der Gesellschaft und in der Hofburg dürfe kein Platz für rassistische Politik sein. Zwar hat sich Rosenkranz in einer eidesstattlichen Erklärung von NS-Ideologie distanziert. Dennoch wirft man ihr weiterhin Verharmlosung und rechtsextremes Gedankengut vor.

Studentische Mitstreiter

Die Facebook-Gruppe gegründet hat Robert Slovacek. Unter seinen Mitstreitern befinden sich zwei, die bereits einmal von sich reden gemacht haben: die Studentinnen Romy Grasgruber und Maria Sofaly. Die beiden haben es im Juni 2009 geschafft, eine menschliche Lichterkette um das Parlament zu bilden – als Protest gegen Ausländerhetze, Ausgrenzung und Diskriminierung. Slovaceks Initiative sammelte binnen kurzer Zeit 80.000 Mitglieder im Internet. Unterstützung erhielt Slovacek von der Sozialistischen Jugend: Deren Vorsitzender Wolfgang Moitzi half auch bei organisatorischen Aufgaben.

Um 21 Uhr werden am Donnerstag die Fackeln für ein kleines Lichtermeer entzündet. Schon ab 19 Uhr versammeln sich die Demonstranten auf dem Ballhausplatz zu Musik. Moderiert wird die Veranstaltung von Dieter Chmelar und Alfons Haider. Ariel Muzicant, Präsident der Wiener Israelitischen Kultusgemeinde, hält eine Rede. Von André Heller, Erhard Busek und Josef Hader werden Beiträge verlesen.

Im Vorfeld hatte der Verband Sozialistischer StudentInnen (VSStÖ) zur Teilnahme an der Kundgebung aufgerufen. Auch die Wiener Grünen unterstützen den „Lichtertanz“. Rosenkranz habe den Holocaust verharmlost, sie billige und unterstütze rechtsextreme Tätigkeiten ihres Mannes, und sie habe anfänglich vorgehabt, das NS-Verbotsgesetz abzuschaffen, sagte die Klubobfrau der Wiener Grünen, Maria Vassilakou.

Zweitdemonstration

Allerdings war noch eine weitere Demonstration angesagt: Die Sozialistische LinksPartei zog von der Haupt-Uni über den Ring in Richtung Michaelerplatz. Motto: „Nein zu Rosenkranz“. Für Autofahrer gibt es daher – wie schon bei den Studentendemos – Sperren. Auf dem Ballhausplatz ist eine „Vereinigung“ der beiden Demonstrationen geplant.

Schon am Mittwoch hatte die Wiener SPÖ-Vizebürgermeisterin prominente Frauen um sich geschart, um gegen Rosenkranz zu demonstrieren. Die FPÖ hat ihrerseits für Freitag zu einer Pressekonferenz geladen, um die blaue Initiative „Frauen für Barbara Rosenkranz“ vorzustellen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.03.2010)

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