BZÖ gegen BZÖ: Das ist wahre Brutalität

(c) Clemens Fabry
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Verwirrspiel um das Antreten des dritten Lagers bei der Wien-Wahl am 10. Oktober.

Intrigen, Verschwörung, Verrat, Rache: Die Geschichte des Wiener BZÖ (jawohl – das gibt es tatsächlich noch, auch wenn deren prominenteste Vertreter, Peter Westenthaler und Herbert Scheibner, nicht allzu oft dort anstreifen wollen) beinhaltet alle Zutaten für einen spannenden Politkrimi, an dessen Ende eine zweifache Parteispaltung und ein Parteichef ohne Partei stehen.

Anders formuliert: Es herrscht Chaos bei Jörg Haiders Jüngern in Wien – mit bemerkenswerten Auswirkungen: Bei der Wiener Wahl am 10.Oktober wird das dritte Lager in vierfacher Ausführung antreten. Neben der FPÖ steigen (voraussichtlich) auch drei BZÖ-Fraktionen in den Ring – alle mit dem BZÖ-Parteiprogramm, alle als das „wahre“ BZÖ.

Die Vorgeschichte: Hans-Jörg Schimanek führte das Wiener BZÖ als Spitzenkandidat 2005 auf 1,15 Prozent und musste sich nur knapp der KPÖ (1,47 Prozent) geschlagen geben. Zwei Wochen vor der Kärntner FPÖ/BZÖ-Wiedervereinigung ist der Floridsdorfer Bezirksrat aber aus dem Wiener BZÖ ausgetreten; nachdem er ausgeschlossen worden ist, diesen Ausschluss bekämpft und recht bekommen hat, dann aus Protest gegen den versuchten Ausschluss ausgetreten ist. Klingt verwirrend, ist es auch. Nun will Schimanek mit einer Floridsdorfer Bürgerliste bei der Wien-Wahl auf Bezirksebene antreten; um ihn scharren sich Wiener Ex-BZÖler.

Die zweite BZÖ-Spaltung ging vor zwei Wochen über die Bühne. Helmut Stubner, die rechte Hand des Wiener Parteichefs Michael Tscharnutter, sägte engagiert am Sessel seines Chefs. Dieser holte (mangels Unterstützung in der eigenen Partei) verzweifelt die Nationalräte Peter Westenthaler und Herbert Scheibner zu Hilfe. Zufälligerweise zwei BZÖler, die mit Stubner (wegen dessen Kritik an der „Ignoranz“ der BZÖ-Nationalräte) noch eine Rechnung offen hatten.

Westenthaler und Scheibner kamen, Stubner, der selbst für freiheitliche Verhältnisse als schwierig gilt, wurde „gegangen“, spricht von „einem Schauprozess wie bei Stalin“, gründete sofort die dritte Wiener BZÖ-Fraktion (eine Bürgerliste mit dem BZÖ-Parteiprogramm) und nahm fast alle Funktionäre mit.

Nun sitzt der Wiener BZÖ-Chef Michael Tscharnutter allein zu Hause. Besser gesagt: fast allein. Als er nun die Neugründung des BZÖ Wien zelebrierte, hatte er noch Westenthaler und Scheibner an seiner Seite – was Stubner kaltlässt: „In Wien gibt es sowieso keine BZÖ-Basis.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.04.2010)

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