Während Außenminister Spindelegger "noch nichts aus Ankara gehört hat", zeigt sich Bundeskanzler Faymann zu einem Gespräch mit dem türkischen Regierungschef bereit.
Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) wäre im Konflikt um die provokanten Aussagen des türkischen Botschafters Kadri Ecvet Tezcan auch zu einem Gespräch mit dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan bereit. Was sein türkischer Amtskollege von dem Vorstoß hält, ist nicht bekannt.
"Wenn es notwendig wird, werde ich das auch auf Premierminister-Ebene besprechen", sagte Faymann am Dienstag nach dem Ministerrat. Er werde jedenfalls Außenminister Michael Spindelegger unterstützen, der in engem Kontakt mit seinem türkischen Amtskollegen Ahmet Davutoglu steht.
Davutoglu kündigte gegenüber Spindelegger nach dessen Angaben an, ein Gespräch mit Botschafter Tezcan zu führen. Danach werde er Spindelegger informieren, ob es seitens der Türkei irgendwelche Konsequenzen geben könnte.
"Bisher habe ich aus Ankara nichts gehört"
Noch dürfte keine offizielle Entscheidung um die Zukunft des Botschafters gefallen sein: "Bisher habe ich aus Ankara nichts gehört", erklärte der österreichische Außenminister am Rande seinen Besuchs in den USA, wo er am Dienstagnachmittag (Ortszeit) US-Amtskollegin Hillary Clinton treffen wird.
Spindelegger trat außerdem Vermutungen entgegen, dass hinter den Aussagen des türkischen Botschafters mehr als eine "Privatmeinung" stehen könnte. Er habe Davutoglu bei persönlichen Treffen als "offenen Gesprächspartner" kennengelernt, erzählte der Minister, öffentliche Aussagen, wie jene von Tezcan, seien für die Türkei sicher nicht hilfreich, wenn das Außenamt dann "zurückrudern" müsse.
Zumal es angesichts des anstehenden EU-Fortschrittsberichts zur Türkei taktisch sicher nicht klug gewesen wäre, derartige Aussagen zu forcieren. Österreich könnte ja beispielsweise jetzt argumentieren, dass die Türkei keine Fortschritte mache, so Spindelegger. "Das werde ich aber nicht tun."
"Das muss man stoppen"
Über Probleme beim Thema Integration müsse sehr wohl geredet werden, meinte der Außenminister weiters. Die Bundesregierung mache diesbezüglich aber ohnehin ihre Hausaufgaben, wie anhand der geplanten "Integrationskonferenz" zu sehen sei. Es gehe aber nicht an, dass ein Botschafter alle Österreicher "beleidige": "Das kommt ihm nicht zu, das muss man stoppen."
(APA)