Ansturm auf Hintertür zur Frühpension

Ansturm Hintertuer Fruehpension
Ansturm Hintertuer Fruehpension(c) Www.BilderBox.com
  • Drucken

Die von der Regierung ab 2011 errichteten Hürden für die Hacklerregelung zeitigen unbeabsichtigte Folgen: Bei der Pensionsversicherungsanstalt gibt es täglich dreimal mehr Anträge auf Nachkauf von Ausbildungszeiten.

Wien. Tausende Österreicher haben in den vergangenen Jahren mittels Hacklerregelung den Gang in die Frühpension angetreten. Ab dem kommenden Jahr sieht das Budgetsparpaket der Bundesregierung nun erste Erschwernisse vor, ab 2014 wartet dann durch eine abrupte Anhebung des Antrittsalters für Männer und Frauen um zwei Jahre – auf 62 bzw. 57 Jahre – eine viel größere Hürde.

Die Verkündung dieser Vorhaben hat schon jetzt massive Auswirkungen: Bei der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) gibt es mittlerweile einen regelrechten Ansturm mit Anträgen auf den Nachkauf von Schul- und Studienzeiten, weil dieser ab Anfang 2011 drastisch teurer wird. Viele schaffen es jedoch nur, mit nachgekauften Pensionszeiten die Anspruchsvoraussetzungen für die Hacklerfrühpension zu erfüllen.

Seit die Regierung vor einem Monat in Loipersdorf ihre Budget- und Pensionspläne vorgelegt hat, gibt es nun jeden Tag 200 Anträge auf den Nachkauf von Schul- und Studienzeiten. „Das ist das Dreifache gegenüber früher“, bilanziert PVA-Pressesprecher Johannes Pundy im Gespräch mit der „Presse“. Heuer ist der Nachkauf von Schul- und Studienzeiten, mit denen die notwendigen „echten“ Arbeitsjahre für die Hacklerpension aufgefüllt werden können, noch günstiger. Ab 2011 wird dieser mit 937,07 Euro pro Schul- und Studienmonat jedenfalls dreimal so teuer.

Die Anträge bedeuten allerdings noch nicht, dass auch alle die Zeiten nachkaufen. Erst wenn einmal bezahlt ist, gibt es – außer in Ausnahmefällen – keine Rückabwicklung mehr. Das wesentlich gestiegene Interesse zeigt sich auch bei persönlichen Vorsprachen (plus 20 Prozent) und deutlich mehr telefonischen Anfragen (plus 25 Prozent) bei der PVA.

Erledigung dauert bis 2011

Allein mit der Erledigung der Nachkaufsanträge ist die PVA bis weit ins nächste Jahr hinein eingedeckt. Im Vorjahr haben aber rund zehn Prozent diese Möglichkeit genützt, um zu einer Hacklerpension zu kommen. Die Zahl der Hacklerpensionisten ist bei ASVG-Versicherten, Bauern und Gewerbetreibenden auf rund 84.000 gestiegen. Bei den Beamten nützten im Vorjahr mehr als die Hälfte, rund 1500, die Hacklerregelung für einen vorzeitigen Pensionsantritt.

(c) Die Presse / JV

Der größere Einschnitt kommt jedoch erst ab 2014, weil die Regierung eine doppelte Hürde aufbaut. Neben der schlagartigen Erhöhung des Antrittsalters um zwei Jahre werden dann auch keine nachgekauften Zeiten mehr für die Hacklerpension angerechnet. Pundy rechnet daher damit, dass deren Zahl bei den Männern um rund ein Drittel zurückgeht. Frauen trifft es härter, weil diese häufig eine geringere Zahl an Arbeitsjahren aufweisen. Bei diesen wird in der PVA ein Rückgang der Hacklerpensionen um die Hälfte erwartet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.