Ärzte steigen aus Gesprächen mit Hauptverband aus

Ärzte steigen aus Gesprächen mit Hauptverband aus
Ärzte steigen aus Gesprächen mit Hauptverband aus(c) www.BilderBox.com (Www.bilderbox.com)
  • Drucken

Gesundheitsreform: Im „Masterplan“ des Hauptverbandes sieht die Ärzteschaft einen „Affront“. 77 Prozent der Österreicher unterstützen die Forderung nach einer umfassenden Gesundheitsreform.

Wien/Pri. Die niedergelassenen Ärzte steigen aus den Reformgesprächen mit dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger aus. Stattdessen will die Bundeskurie nun direkt mit den einzelnen Krankenkassen Lösungen erarbeiten. Denn dort, so heißt es in der am Donnerstag beschlossenen Resolution, stünde nicht „Machtstreben“ im Vordergrund, sondern „Patienteninteressen“.

Anlass für diesen Schritt bot der „Masterplan Gesundheit“ des Hauptverbandes, der im November präsentiert worden war. Die Ärzteschaft sieht im Reformpapier einen „Affront“, weil die Systempartner – also auch die Ärzte – nicht eingebunden waren. Außerdem sei damit die im Vorjahr getroffene Vereinbarung zur Kassensanierung gebrochen worden.

Der „Masterplan“ strebt eine gemeinsame Planung und Steuerung von Spitals- und niedergelassenem Bereich auf Bundesebene an. Die Länder, Hauptverantwortliche im Spitalsbereich, sollen de facto entmachtet werden. Doch auch die niedergelassenen Ärzte orten Gefahren – für sich selbst nämlich. Die Umsetzung der Ideen des Hauptverbands würde zu einer „Aushöhlung der kassenärztlichen Versorgung“ führen, schreiben sie in der Resolution.

Umfrage: Mehrheit für Reform

Dabei verspürt der Hauptverband gerade starken Rückenwind für seine Vorhaben. Denn eine deutliche Mehrheit der Österreicher, nämlich 77 Prozent, unterstützt die Forderung nach einer umfassenden Gesundheitsreform. Das geht aus einer Gfk-Umfrage unter 4000 Befragten hervor, die am Donnerstag gemeinsam mit dem Hauptverband präsentiert wurde. Zwei Drittel dieser Gruppe fordern die Finanzierung aus einem Topf, knapp die Hälfte wünscht sich Reformen im Spitalswesen.

Noch stärker (90 Prozent) ist der Zuspruch zur E-Medikation – dass also die gekauften bzw. verschriebenen Medikamente in einer Datenbank gespeichert und somit auf Wechselwirkungen überprüft werden können. Ein Pilotprojekt startet Ende März in den Bezirken Wels und Grieskirchen (OÖ), im Tiroler Bezirk Reutte und in Wien-Donaustadt. 2012 soll die E-Medikation dann bundesweit eingeführt werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.12.2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.