SPÖ-Klubtagung: Totalreform von Wiener Wohnen

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Wiener Wohnen erhöht seine Präsenz in den Wiener Gemeindebauten massiv - auf Wunsch der SPÖ. Diese Pläne werden bei der Klubtagung am Donnerstag in Rust präsentiert.

Wien. Das burgenländische Rust hat für die Wiener SP eine besondere Bedeutung. Weniger wegen der edlen Weine, die in der pannonischen Tiefebene wachsen als wegen der Weichenstellungen für die Stadt, die bei der traditionellen SP-Arbeitstagung verkündet werden. Immerhin wurden in den vergangenen Jahren Großprojekte wie der Gratiskindergarten oder das geplante Spital Nord aus der Taufe gehoben.

Wie „Die Presse“ exklusiv aus SP-Kreisen erfuhr, wird heuer eine Totalreform von Wiener Wohnen verkündet werden. Diese Reform umfasst zwei Ebenen. Erstens: Bisher gab es neun Kundendienstzentren in Wien, zu denen Gemeindebaumieter pilgern mussten, wenn sie ein Anliegen hatten. Diese Reisen sind zu Ende – Wiener Wohnen verlegt die Kundendienstzentren de facto direkt in den Gemeindebau, um schneller auf Probleme reagieren zu können und den Kontakt mit Mietern zu intensivieren.

Konkret werden in 38 Gemeindebauten kleine Kundendienstzentren („Stützpunktzenten“), errichtet. Sie sollen nahezu das gesamte Angebot der neun, weiterhin bestehen bleibenden Kundendienstzentren bieten – nur eben direkt im Gemeindebau. Die Lage dieser Büros wird so gewählt, dass die Mieter eines jeden Wiener Gemeindebaus einen Stützpunkt innerhalb von wenigen Straßenbahnhaltestellen erreichen können.

In der Praxis kommt es damit zu einer Vervierfachung der Präsenz von Wiener Wohnen. Dass die SP-Stadtregierung diese Reform einleitet, hat seinen Grund: Die sozialen Kontakte und damit die soziale Betreuung in den Gemeindebauten haben seit Jahrzehnten abgenommen. Es gibt keinen Gaskassier mehr; nachdem die schwarz-blaue Bundesregierung den Hausbesorger „abgeschafft“ hat, gibt es in den Wiener Gemeindebauten immer weniger Hausmeister etc.

One-Stop-Shop im Gemeindebau

In der Folge ist der Wunsch nach einer Betreuung in den SP-affinen Gemeindebauten, in denen die FPÖ bei der Wien-Wahl wieder massiv zulegen konnte, deutlich gestiegen – weshalb die SPÖ nun deutlich gegensteuern will.

Die zweite Ebene der Reform umfasst die Verwaltung. Sie soll, um effektiver zu arbeiten, zentralisiert werden, was ebenfalls zu einer Erleichterung für Wohnungsuchende führen soll. Im Bereich der bestehenden Zentrale in der Guglgasse (Simmering) soll eine Art „One-Stop-Shop“ errichtet werden. Im Klartext bedeutet das: Wer eine Gemeindewohnung will, fährt nach Simmering und kann dort sämtliche bürokratischen Aufgaben erledigen – vom Antrag auf eine Gemeindewohnung über Anträge bei der Wohnungskommission (sie entscheidet bei Wohnungsvergaben in Notlagen) bis zu Anträgen, die den sozialen Bereich betreffen (Mietbeihilfe etc.). Damit ersparen sich Wohnungsuchende zahlreiche Wege durch Wien, weil alle bürokratischen Formalitäten innerhalb weniger Meter erledigt werden können. Im Büro Wohnbaustadtrat Michael Ludwigs wird das weder bestätigt noch dementiert – es heißt nur knapp: „Unser Programm wird in Rust präsentiert.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.03.2011)

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