Migranten sind ärmer und leben länger

Migranten sind ärmer und leben länger
Migranten sind ärmer und leben länger (c) Presse/ Teresa Zoetl
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Der aktuelle Integrationsbericht zeigt: Die Zahl der Zuwanderer ist wieder angestiegen. Migranten bekommen mehr Kinder und sind häufiger arbeitslos als Österreicher.

Die Zuwanderung nach Österreich ist wieder angestiegen. Im Jahr 2010 hatten 18,6 Prozent der Bevölkerung  Migrationshintergrund, wie aus dem aktuellen Integrationsbericht des Innenministeriums hervorgeht. 114.000 Personen wanderten zu, 87.000 verließen das Land. Die Abwanderung blieb damit gleich, die Zuwanderung stieg um 7000 Personen.

Erhöht hat sich die Zuwanderung aus der EU, besonders aus Rumänien, Ungarn, der Slowakei und Polen. Den größten Anteil stellten die Deutschen (18.000). 39.000 Zuwanderer kamen aus Drittstaaten, ein Drittel davon aus den Staaten des früheren Jugoslawien und dem restlichen Europa, ein weiteres Drittel aus Asien und Afrika. Gering fiel die Zuwanderung aus der Türkei (4.000) aus. 16.000 Zuzüge entfielen auf zurückkehrende Österreicher.

Die Zahl der Asylwerber hat sich weiter verringert (auf 11.000). Die meisten kamen aus der Russischen Föderation, vor allem Tschetschenien, Afghanistan, dem Kosovo, Nigeria und Indien.

Bildung: Zuwanderer-Gruppe entscheidend

Teils große Unterschiede zeigt der Integrationsbericht bei  "Integrationsindikatoren" wie Bildung, Erwerbsarbeit, Gesundheit und Soziales - aber nicht nur zwischen In- und Ausländern, sondern auch zwischen verschiedenen Zuwanderergruppen. So haben Personen aus Ex-Jugoslawien und der Türkei ein deutlich niedrigeres Bildungsniveau, während EU-Bürger einen besonders hohen Akademikeranteile aufweisen. Festgestellt wird in dem Bericht auch, dass sich das Bildungsniveau der zweiten Generation deutlich an jenes der Inländer angeglichen hat.

Arbeitslosigkeit höher

Das niedrigere Bildungsniveau schlägt sich im Erwerbsleben nieder. Migranten waren zu einem weit höheren Anteil als Arbeiter tätig, nämlich zu 47 Prozent gegenüber 23 Prozent. Bei den Inländern überwogen Angestellte und Beamte (zusammen 61 Prozent).

Türken und Zuwanderer aus anderen Nicht-EU-Staaten waren 2010 doppelt so häufig arbeitslos wie Österreicher. Insgesamt war die Arbeitslosigkeit der Ausländer (mit 9,7 Prozent) damit höher als die der Österreicher (6,9). Die Langzeitsarbeitslosigkeit war aber bei Ausländern (1,6 Prozent) geringer war als bei Österreichern (2,9).

Türkinnen leben besonders lange

Widersprüchlich ist der Befund im Bereich "Gesundheit und Soziales": Migranten haben zwar ein geringeres Einkommen (nur 84 Prozent des mittleren Jahres-Einkommens der Österreicher) und ein höheres Armutsrisiko (24 zu elf Prozent). Ihre Lebenserwartung ist aber höher:  Ein 2010 geborener Österreicher konnte auf 77,6 Jahre Lebensdauer hoffen, eine Österreicherin auf 83,1 Jahre. Bei den Migranten waren es 78,4, bei den Migrantinnen 83,2 - wobei die Türkinnen mit 84,5 Jahren hervorstachen.

Durchschnittsalter bei 40,4 Jahren

Den 2010 ausgewiesenen Geburtenüberschuss von 1543 verdankt Österreich den Zuwanderern. Denn bei den Österreichern überwogen 2010 die Sterbefälle (mit 7.374), bei den Ausländer die Geburten (8.917). Österreicherinnen gebaren durchschnittlich 1,32 Kinder, Frauen ausländischer Herkunft 1,87. Eingebürgerte Frauen haben sich "angepasst", sie bekamen weniger Kinder als ausländische Staatsbürgerinnen (1,50 gegenüber 2,01).

Das Durchschnittsalter von Zuwanderern lag am 1. Jänner 2011 bei 40,4 Jahren, das der Inländer bei 41,9 Jahren. Das liegt vor allem an Migranten aus Drittländern: Die EU-Bürger waren im Durchschnitt älter als die Gesamtbevölkerung.

Straftaten: Migranten öfter Täter und Opfer

Erneut höher war 2010 der Anteil der Ausländer bei Straftaten - und zwar sowohl als Täter als auch als Opfer. Mehr als 31 Prozent der Gerichtsurteile betrafen Ausländer. Es wurden rund viermal so viele ausländische Staatsangehörige (1,6 Prozent) verurteilt wie österreichische (0,4 Prozent). Der Anteil der Ausländer sinkt, wenn man einbezieht, dass der Anteil der 15- bis 40-jährigen Männer, die als besonders straffällig gelten, bei ihnen höher ist. Umgekehrt wurden ausländische Staatsangehörige doppelt so oft Opfer von Straftaten wie Österreicher.

(APA/Red.)

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