Nach Sabotage-Aktion: Rauch-Kallat kritisiert ÖVP-Männer

ÖVP-Männer sabotieren Rauch-Kallt - Kopf schweigt
ÖVP-Männer sabotieren Rauch-Kallt - Kopf schweigt(c) APA/ROLAND SCHLAGER (Roland Schlager)
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Die Einfügung der "Töchter" in die österreichische Bundeshymne sorgt wieder einmal für Aufregung. Der ÖVP-Klub verhindert eine Rede von Parteikollegin Rauch-Kallat.

Ex-Frauenministerin und ÖVP-Abgeordnete Maria Rauch-Kallat kritisiert die Sabotage-Aktion ihrer Parteikollegen gegen ihre Abschiedsrede im Nationalrat, in der sie einen Antrag auf Änderung der Bundeshymne einbringen wollte: Der VP-Klub habe sich "keinen guten Dienst erwiesen", sagte sie am Samstag im "ORF"-Radio.

Die Spitze der ÖVP-Frauen hatte in einer Geheimaktion mit den Kolleginnen von SPÖ und Grünen einen Gesetzesantrag auf Änderung des Textes der Bundeshymne ausgearbeitet - statt "Heimat bist du großer Söhne" soll es künftig "Heimat großer Töchter, Söhne" heißen. Rauch-Kallat sollte den Antrag am Freitag in ihrer Abschiedsrede aus dem Nationalrat vortragen. Das verhinderte der ÖVP-Klub, indem er einen männlichen Mandatar nach dem anderen zum Rednerpult schickte und Endlosreden etwa über Süßstoff oder Mastschweine  halten ließ. Für Rauch-Kallat blieb deshalb keine Redezeit. Sie übergab den Antrag schriftlich.

Der Antrag sei ein "Beitrag zur Eliminierung von sprachlicher Diskriminierung", betonte Rauch-Kallat gegenüber dem "ORF". Hätte sie die Aktion mit dem Klub besprochen, wäre sie nicht zustande gekommen.

Kein Kommentar von Kopf

VP-Klubobmann Karlheinz Kopf wollte sich am Samstag zu den Vorgängen nicht äußern äußern. Gefragt, ob der Klub den Vorschlag der ÖVP-Frauen auf Änderung der Bundeshymne unterstütze und ob es sich bei der verhinderten Rede Rauch-Kallats um ein Redeverbot gehandelt habe, erklärte er lediglich, dass er keinen Kommentar abgeben wolle.

Cap will Änderung "unaufgeregt diskutieren"

SPÖ-Klubobmann Josef Cap steht einer Änderung der Bundeshymne positiv gegenüber: Es sei "Fakt", dass Österreich auch "große Töchter" habe und das in der Hymne zu berücksichtigen sei ein "berechtigtes Anliegen", erklärte er am Samstag. Man solle die Sache nun "unaufgeregt" und in Ruhe diskutieren. Es gebe im Alltag wohl dringlichere Probleme, aber es gehe um die Symbolkraft.

Gefragt, was er von der Aktion des schwarzen Klubs halte, meinte Cap: Er kommentiere grundsätzlich nicht die Erstellung der Rednerlisten der anderen Parteien.

SP-Nationalratspräsidentin Barbara Prammer sagte im "Journal zu Gast" von "Ö1", eine Änderung der Bundeshymne wäre ein "ganz wichtiges Signal". Die Regierung könne das rasch umsetzen, sie wünscht sich eine Änderung noch heuer.

Grüne: "Peinlich"

Grünen-Frauensprecherin Judith Schwentner nannte das Verhalten der ÖVP-Männer am Samstag "peinlich". Dass VP-Klubobmann Kopf den Vorgang nicht kommentieren wollte, sei "typisch": "Die großen VP-Söhne halten fest zusammen".

Das BZÖ übte dagegen Kritik an der Ex-Frauenministerin: "Rauch-Kallat stellt das personifizierte Macht- und Mobbyingtum der ÖVP dar", erklärte Abgeordneter Gerald Grosz in einer Aussendung. Der "Einsatz" für die Frauen in der Bundeshymne sei "pure Heuchelei", Rauch-Kallat habe sich "Zeit ihres Lebens ausschließlich für schwarze Macht und Lobbypolitik eingesetzt".

FPÖ-Frauensprecherin Carmen Gartelgruber lehnt ein "Herumdoktern" am Text der Bundeshymne kategorisch ab. "Es ist einfach nur peinlich, wenn die ÖVP-Frauen versuchen, ihre männlichen Kollegen im Klub auszutricksen und dabei auch noch spektakulär scheitern, sodass am Ende der Eindruck bleibt, dass Mastschweine und Süßstoff wichtiger sind als Frauenanliegen", erklärte sie im Hinblick auf die Themen der Endlosreden der männlichen VP-Abgeordneten.

(APA/Red.)

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