E-Medikation: ÖVP sorgt sich um Datenschutz

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Gesundheitssprecher Rasinger warnt vor Hackern und er will die Daten auf der E-Card speichern. Wenn schon ein zentraler Speicher, dann müsste das Zugriffsrecht auf den behandelnden Arzt beschränkt.

Wien/Pri. Die ÖVP hat nach wie vor erhebliche Zweifel an der E-Medikation, die seit April in Wien, Oberösterreich und Tirol getestet und nächstes Jahr auf ganz Österreich ausgeweitet wird (oder besser: werden soll). Gesundheitssprecher Erwin Rasinger sorgt sich vor allem um den Datenschutz: Die „intimen Daten“ des Patienten seien nicht geschützt, sagt er zur „Presse“.

Die E-Medikation ist nichts anderes als eine Arzneimitteldatenbank, gespeichert auf einem Server beim Hauptverband der Sozialversicherungsträger. Ärzte und Apotheker können einsehen, welche Arzneien der Patient einnimmt. Auf diese Weise sollen Wechselwirkungen vermieden werden. Immerhin werden in Österreich jährlich 110 Millionen Medikamente verordnet.

Das Problem, sagt Rasinger, sei der Zentralserver: Hackerangriffe und undichte Stellen könnten nicht ausgeschlossen werden. Man denke aktuellerweise nur an den Datendiebstahl bei der Polizei. Gesundheitsdaten seien nicht minder interessant – überhaupt jene von Politikern, wie Österreich spätestens seit Thomas Klestil wisse.

Wenn schon ein zentraler Speicher, dann müsste das Zugriffsrecht auf den behandelnden Arzt (und den Apotheker) beschränkt und nach der Behandlung umgehend wieder gelöscht werden. „Es kann ja nicht sein, dass sich ein Arzt aus purer Neugier ansieht, welche Medikamente der Kanzler einnimmt.“

Bevorzugen würde Rasinger aber eine andere Lösung: Die Daten sollten dezentralisiert werden. Eine Möglichkeit wäre, die Medikation auf der E-Card zu speichern.

„Eingriff in die Ärzte-Autonomie“

Sorgen macht er sich auch um seine Zunft (Rasinger ist Allgemeinmediziner in Wien): Die E-Medikation bringe dem Arzt wenig Information, dafür aber viel bürokratischen Aufwand. Sie eine „elektronische Verschreibungsfußfessel“, ein „Eingriff in die Ärzte-Autonomie“, die viel Zeit in Anspruch nehme und dem Verhältnis zum Patienten nicht eben zuträglich sei. Hier seien noch einige Adaptierungen nötig.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2011)

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