Bawag: Herrn Elsners Geschäftsfreunde

Der Bawag-Aufsichtsrat wird in der Affäre auf immer die gleichen Namen stoßen.

wien (ju). Wenn der Aufsichtsrat der Bawag in der kommenden Woche die früheren weltweiten Finanz-Ringelspiele der Bank durchleuchtet und sich dabei auch die Geschäftsbeziehungen des früheren Generaldirektors Helmut Elsner ansieht, wird er auf die immer gleichen Namen stoßen: Frick, Schlaff und Hackl. Die liechtensteinische Bankiersfamilie Frick, die Wiener Geschäftsleute Martin und Jam Schlaff (die mit Ostgeschäften zu Wohlstand gekommen sind) sowie Ex-Bawag-Treasurer und Ex-Refco-Manager Thomas Hackl unterhielten enge Geschäftsbeziehungen zur österreichischen Bank und zu Elsner. Sie werden auch in diversen Prüfberichten, etwa jenen der Nationalbank, genannt.

Allerdings nicht als Beschuldigte. Die folgende Darstellung des Umfelds, in dem Elsner agiert hat, soll also, das sei mit Nachdruck festgestellt, keineswegs dazu dienen, die genannten Personen in die Nähe nicht legaler Tätigkeiten zu rücken.

Im Zentrum der Liechtenstein-Aktivitäten der Bawag stoßen die Prüfer immer wieder auf Mitglieder der Bankiersfamilie Frick. Bawag und Refco waren (bis 2004) gemeinsam mit 30 Prozent an der Frick Bank beteiligt (die Wiener Städtische Versicherung ist es noch immer). Die von Kuno Frick sen. gegründete Treuhandgesellschaft Trevisa in Liechtenstein ist Adresse für mehrere Bawag-Briefkastenfirmen (z.B. Austost), über die unter anderem Finanzierungen für die umstrittenen PIPE-Geschäfte der Bawag in den USA abgewickelt wurden.

Die Frick-Söhne Mario Frick und Kuno Frick sind Mitglieder im Stiftungsrat der erst vor kurzem aufgetauchten ÖGB-Stiftungen Bagani, Gutenstein und Waterbridge, die von Ex-ÖGB-Finanzchef Weninger erst im vergangenen Oktober eingerichtet wurden, um mehr oder weniger werthaltige Karibik-Assets von der Bawag zum ÖGB zu schaufeln.

"Nothing but Pleasure"

Titel einer am Donnerstag im Wiener Bawag-Haus eröffneten Ausstellung der Bawag-Foundation (zu deutsch: Bawag-Stiftung)

Einer der Verwaltungsräte der Frick Bank ist Thomas Hackl. Der Österreicher war Chef-Treasurer in der Bawag, bevor er als Manager zu Refco nach New York ging. Bei Refco schied er 2004 aus. Seither arbeitet er für die Genfer Finanzgruppe WPM (deren Website neuerdings übrigens nur mit spezieller Berechtigung abgerufen werden kann). Töchter der WPM sind die die Acies Asset Management und die Renalco S.A., deren Namen im Umfeld der Bawag-Affäre genannt wurden. Eine Acies Capital Inc. in Panama war beispielsweise in das Finanzringelspiel um die "Befüllung" der drei liechtensteinischen ÖGB-Stiftungen Gutenstein, Bagani und Waterbridge involviert. Gezeichnet waren die von Acies Capital ausgestellten Zahlungsanweisungen laut Nationalbank-Prüfbericht unter anderem von Hackl. Der hat freilich mehrfach betont, dass ihm Acies nicht zugerechnet werden könne: Er sei dort selbst nur Angestellter.

Hackl war seinerzeit offenbar auch für die liechtensteinischen Bawag-Briefkastenfirmen, über die PIPE-Geschäfte (Finanzierung sanierungsbedürftiger Unternehmen) in New York abgewickelt wurden, zeichnungsberechtigt. Jedenfalls tragen eine Reihe von Kontrollmeldungen an die amerikanische Börsenaufsicht SEC über solche Geschäfte seine Unterschrift. In einem Fall, in dem der PIPE-Deal zur Zerschlagung des Unternehmens führte (der sogenannte "Sedona Case") und in dem mehrere frühere Refco-Mitarbeiter beteiligt waren, wurde Hackl von der Börsenaufsicht einvernommen. Allerdings, ohne dass die SEC anschließend irgendwelche Beschuldigungen gegen den Österreicher aussprach.

Im Umkreis der Bawag fällt auch immer wieder der Name Schlaff. Die Brüder Martin und Jam Schlaff, die im Ostgeschäft wohlhabend wurden, waren freilich wichtige Kunden der Bawag - und haben mit der Bank eine Reihe von Geschäften gemeinsam abgewickelt.

Etwa die Übernahme (und den Weiterverkauf) der bulgarischen Telefongesellschaft Mobtel. Oder (gemeinsam mit den Casinos Austria) das Investment in das Casino Jericho im Palästinensergebiet, das mit einem Totalverlust endete (und der Bawag einen durch rätselhafte Aufwertungen von 40 auf 120 Mill. Euro angewachsenen Schuldenberg bescherte, für den jetzt der Bund mit seiner Haftung gerade steht).

Schlaff soll seine Geschäftsbeziehungen mit der Bawag unterdessen beendet haben. Die Beziehungen zu Ex-Generaldirektor Elsner dürften freilich sehr eng gewesen sein: Jam Schlaff sitzt beispielsweise als Vorstand in der 2004 gegründeten "Birdie"-Privatstiftung, in der Ex-Bawag-General sein Vermögen bunkert.

Das Personen-Netzwerk am Beispiel der "Befüllung" der drei ÖGB-Liechtenstein-Stiftungen: Die ÖGB-Tochter AVB (Anteilsverwaltung Bawag) hat im vergangenen Herbst über ihre slowakische Tochter Istrobanka 670 Mill. Euro an die drei Stiftungen (Bagani, Gutenstein, Waterbridge) geschickt. Von dort wurde die Summe um den Globus auf Reisen geschickt (unter anderem über Refco Capital Markets, Acies Capital, die Stiftungen Bensor, Biamo, Treval und Glenstar etc.) Am Ende war die Summe wieder in den drei Stiftungen. In Form von wertlosen Beteiligungen in Höhe von knapp 240 Mill. Euro und sogenannten Zero Coupon Performance Linked Bonds, bei denen sich erst herausstellen wird, ob sie tatsächlich mehr als "Zero" wert sind.

An wichtigen Schaltstellen dieses Ringelspiels saßen unter anderem Thomas Hackl (als Zeichnungsberechtigter der panamesischen Acies Capital) sowie Kuno und Mario Frick als Stiftungsräte der drei ÖGB-Stiftungen.


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