Strache & Fußball: „Die Türkei ist kein Teil Europas“

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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FPÖ-Chef Strache, der selbst bei der Austria und beim Sportclub kickte, erklärt, warum türkische Mannschaften nicht bei einer EM oder im Europacup spielen sollten.

Die Presse: Ümit Korkmaz, Ronald Gercaliu, György Garics, Ramazan Öczan, Ivica Vastic – Fußballer mit diesen fremdländisch klingenden Namen tragen heute den Dress der österreichischen Nationalmannschaft. Irritiert Sie das?

Heinz-Christian Strache: Nein. Vor allem Ivica Vastic ist ein toll integrierter Zuwanderer, der heute leidenschaftlicher Staatsbürger ist – ein Vorbild für junge Menschen.

Wäre es nach der FPÖ gegangen, wären die Familien Korkmaz und Co. wohl kaum in Österreich.

Strache: Ganz im Gegenteil. Das ist genau jene miese Unterstellung, die es immer gibt. Wir lehnen die Massenzuwanderung ab, bei der man überhaupt nicht mehr schaut, wer da zu uns kommt, welche Ausbildung er hat. Wir haben aber immer festgehalten, dass es viele Menschen gibt, die zugewandert sind, die sich erstklassig integrieren und auch die deutsche Sprache lernen, arbeiten, Steuern zahlen, anständige Menschen sind – und dann zu Recht die Staatsbürgerschaft erhalten.

Multikulti im Fußball-Nationalteam ist also okay?

Strache: Multikulti ist nicht unsere Vorstellung. Aber jeder gut integrierte Zuwanderer, der dann zum Staatsbürger wird und zu dieser Heimat Österreich steht, ist herzlich willkommen.

Im Fußball gehört die Türkei eindeutig zu Europa: Sie nimmt sogar an der Euro 08 teil, Mannschaften wie Galatasaray oder Fenerbahce Istanbul spielen in der Champions League. Wieso soll die Türkei dann nicht in die EU?

Strache: Das ist ja der Unsinn: Dass nicht-europäische Mannschaften heute in europäischen Bewerben mitspielen. Dieser Unsinn soll offenbar dazu dienen, dass sich die Bevölkerung irgendwann daran gewöhnt, dass nicht-europäische Länder plötzlich zu Europa gehören sollen. Wobei ich dazu sage, dass Sport und Politik natürlich nicht vermischt werden sollten.

Die Türkei hat bei einer Europameisterschaft also nichts verloren?

Strache: Sie gehört nicht zu Europa, sie ist kein Teil Europas. Es ist daher die Frage, wie es sein kann, dass eine nicht-europäische Mannschaft heute in einem europäischen Bewerb mitspielt. Da könnten dann ja gleich auch ägyptische Mannschaften mitspielen.

Wobei Istanbul ein Teil Europas ist.

Strache: Geografisch ja, das sind aber nur drei Prozent der Türkei.

Verstehen Sie als Obmann einer ehemals explizit deutsch-nationalen Partei die Ressentiments, die es in Österreich gegenüber Deutschland gibt – eine Aversion, die sich gerade im Fußball immer wieder manifestiert?

Strache: So erlebe ich das nicht. Ich erlebe etwas anderes: Wenn die österreichische Mannschaft gegen die Deutschen spielt, dann ist das ein Bruderkampf, wo man sich eben ganz besonders freut, wenn man einmal stärker ist als der große Bruder.

Haben Sie eine Fahne am Auto?

Strache: Nein. Aber ich stehe zu dieser rotweißroten Fahne und werde mir erlauben, während der Euro mit einem rotweißroten Schal unterwegs zu sein.

Auch im Stadion?

Strache: Ich werde das eine oder andere Spiel sehen.

Woher haben Sie die Karten?

Strache: Ich habe einerseits die Möglichkeit, von einer Firma eingeladen zu werden. Andererseits werde ich mir auch eine Karte von einer Firma kaufen können.

Welches war denn für Sie das beste WM- oder EM-Match aller Zeiten?

Strache: Italien gegen Deutschland bei der WM 2006 war sehr spannend. Da haben sogar die sonst sehr defensiven Italiener erstaunlich offensiv gespielt und am Ende das Glück auf ihrer Seite gehabt.

Einem Wiener kann man die Frage nicht ersparen: Rapid oder Austria?

Strache: Ich bin in erster Linie Wiener. Und wenn die Wiener spielen, bin ich immer auf Seiten der Wiener. Aber wenn ich mich entscheiden muss, dann weiß ich, zu welcher Mannschaft ich seit Jahren gehöre: Rapid. Obwohl ich bei der Wiener Austria trainiert habe, wie Sie vielleicht wissen. Ich bin dann zum Wiener Sportclub gewechselt, habe dort in der Jugend- und Juniorenmannschaft gespielt.

Der Sportclub ist heute der Verein der linksalternativen Community, eine Art FC St. Pauli von Österreich.

Strache (lacht): Das war er damals nicht, als ich gespielt habe. Ich hätte dann verkauft werden sollen zu Red Star, dem Vorgängerklub der Rapid Amateure, habe aber aufgehört, da ich damals die Abendschule besucht habe. Das ist sich dann nicht mehr ausgegangen. Meine schulische und berufliche Karriere war mir wichtiger.

Welche Position haben Sie gespielt?

Strache: Ich war rechter Flügelstürmer, der auch mit links Tore schießen konnte. Ich habe damals sogar gegen Andreas Herzog gespielt, der bei der Vienna war.

Hatten Sie ein Vorbild?

Strache: Nach Córdoba war ich natürlich ein Fan von Hansi Krankl.

Sie spielen heute noch beim FC Nationalrat.

Strache: Ja, unter Trainer Helmut Senekowitsch habe ich eine zeitlang Libero gespielt. Jetzt, bei Kurt Jara, spiele ich im Mittelfeld.

Die oft beklagte Ausgrenzung gibt es beim FC Nationalrat nicht?

Strache: Nein, da spielen Abgeordnete aus allen Fraktionen zusammen, das funktioniert hervorragend. Und wenn man ein Leistungsträger ist wie ich, dann wird das auch positiv berücksichtigt. Bei der Parlamentarier-EM habe ich das 2:1 gegen Deutschland erzielt. Das hat mich sehr gefreut.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.06.2008)

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