Eine Kampagne für alle reicht längst nicht mehr aus

Eine Kampagne fuer alle
Eine Kampagne fuer alle(c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
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Etliche Minister ziehen im Wahlkampf, mit spezifischen Aufträgen, durch die Bundesländer. Im Fokus stehen vor allem Frauen und Jugendliche.

Der moderne Wahlkampf lässt sich unter einem Begriff subsumieren: Microtargeting. Barack Obamas Strategen haben die zielgruppenorientierte Wähleransprache perfektioniert. Mittlerweile bedienen auch die österreichischen Parteien die verschiedenen Bevölkerungsgruppen mit spezifischen Botschaften.

Wie die Methode in der politischen Praxis funktioniert? In den USA kaufen die Parteien Kreditkartenrechnungen und ziehen ihre Schlüsse daraus: Jemand, der Geld für Windeln ausgibt, interessiert sich mit hoher Wahrscheinlichkeit für Familienpolitik. Dieser Person werden dann per Postwurfsendung oder E-Mail neue Kinderbetreuungseinrichtungen versprochen.

In Österreich müssen sich die Parteien mit einer Wählerevidenz begnügen. Daten der Sozialversicherung, von Banken und Kreditkartenfirmen dürfen nicht weitergegeben werden. Microtargeting kommt daher nur in der Lightversion zur Anwendung: Für bestimmte Gruppen werden eigene Kampagnen maßgeschneidert. Im Fokus stehen Migranten und Pensionisten (SPÖ), vor allem aber Jugendliche und Frauen.

Die ÖVP etwa schickt im September Finanzministerin Maria Fekter, Innenministerin Johanna Mikl-Leitner und Justizministerin Beatrix Karl in die Bundesländer. Die Tour steht unter dem Titel „Stark. Schwarz. Weiblich“.

Für die SPÖ ist Gabriele Heinisch-Hosek bereits seit Anfang Juli unterwegs. Mit im Gepäck hat die Frauenministerin die „Superheldin“, eine Pappfigur, die als Projektionsfläche dienen soll – und im SPÖ-Kalkül auch mit der Ministerin assoziiert wird.

Im Jungwählersegment vermeldet die SPÖ eine Premiere: Erstmals haben alle Jugendorganisationen der Partei ihren Wahlkampf konzertiert. Für die Kampagne („Jetzt entscheiden wir“), die ein eigenes Wahlprogramm inkludiert, sind Katharina Kucharowits, die Vorsitzende der Jungen Generation, und SJ-Chef Wolfgang Moitzi verantwortlich. Beide werden auch im nächsten Nationalrat vertreten sein.

Die ÖVP stellt Sebastian Kurz für den Jugendwahlkampf ab. Auch der Staatssekretär wird im September die Bundesländer bereisen. Außerdem erhielt Kurz von Parteichef Michael Spindelegger den Auftrag, das Wahlprogramm der ÖVP zu erstellen – damit sich auch Jungwähler wiederfinden.

Spindelegger selbst beginnt seine „Kanzlertour“ am 5.August in Alfred-Gusenbauer-Manier – mit einer Wanderung in Gmunden. Zum Abschluss verteilt er in Wien angeblich Eis an Passanten. Mit Microtargeting hat das freilich nur sehr entfernt zu tun.

E-Mails an: thomas.prior@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.07.2013)

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