Niessl statt Schmied – und Darabos statt Niessl?

Willi Mernyi
Willi Mernyi(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Der Kampagnenchef des Gewerkschaftsbundes, Willi Mernyi, könnte neuer Bundesgeschäftsführer der SPÖ werden.

Kurz vor Mitternacht war die Wahlparty der SPÖ bereits wieder vorbei. Freundlich, aber bestimmt wurden die wenigen Gäste, die im Festzelt vor der Parteizentrale in der Löwelstraße durchgehalten hatten, von den Sicherheitsleuten nach draußen gebeten. Getränke gab es schon länger keine mehr. Irgendwann muss Schluss sein.

Zum Feiern war den Sozialdemokraten am Sonntagabend ohnehin nicht wirklich zumute gewesen. Gut, man hatte Platz eins verteidigt und die ÖVP auf Abstand gehalten. Allerdings mit dem schlechtesten Wahlergebnis in der Parteigeschichte, nämlich 27,1Prozent (nach vorläufigem Stand). Weshalb die After Hour mehr Pflicht als Vergnügen war.

Werner Faymann hatte die Veranstaltung nach seiner zweiten Rede um zirka 21.30 Uhr verlassen, sichtlich enttäuscht über die Stimmenverluste. Nach und nach verabschiedeten sich auch die anderen Regierungsmitglieder, der Wiener Bürgermeister Michael Häupl und der SPÖ freundschaftlich verbundene Persönlichkeiten wie Ex-RTL-Manager Hans Mahr oder der Künstler Alfons Haider.

An den Stehtischen wurde trotzdem weiterdiskutiert. Vor allem die jüngeren Funktionäre fragten sich, ob die ÖVP noch einmal den Mut aufbringen werde, eine Mitte-rechts-Regierung zu bilden – mit den Freiheitlichen und dem Team Stronach. Die Antwort lautete: „Hoffentlich nicht.“

Zu fortgeschrittener Stunde machten dann die ersten Personalspekulationen die Runde. Darabos werde nicht Bundesgeschäftsführer bleiben, darüber waren sich die Genossen einig. Das hätte er mit Faymann so vereinbart, als er im März vom Verteidigungsministerium zurück in die Bundesparteizentrale wechselte, um die SPÖ-Kampagne zu organisieren.

Jetzt ist die Wahl geschlagen. Deshalb könnte der 49-jährige Burgenländer wieder Minister – wenn auch nicht Verteidigungsminister – werden. Oder Klubobmann, anstelle von Josef Cap, dem nicht das allerbeste Verhältnis zu seinem Parteichef nachgesagt wird.

Als nächster Bundesgeschäftsführer wurde am Sonntag Willi Mernyi gehandelt. Der 45-Jährige ist derzeit Kampagnenchef des Gewerkschaftsbundes und Bundessekretär der Sozialdemokratischen Gewerkschafter (FSG), mit denen Faymann ein gutes Verhältnis pflegt. Als ORF-Publikumsrat und Vorsitzender des Mauthausen-Komitees ist Mernyi außerdem über die Parteigrenzen hinaus gut vernetzt.

Gestern, Montag, tauchte ein neues Gerücht auf, das man sich zunächst nur in Eisenstadt, im Laufe des Tages aber auch in Wien erzählte: Darabos könnte vorzeitig als Landeshauptmann ins Burgenland wechseln. Denn Hans Niessl, der eigentlich 2015 noch einmal kandidieren wollte, soll Interesse an einem Ministeramt bekundet haben.

Nach Claudia Schmieds Abschied würde sich das Unterrichtsministerium anbieten: Der 62-jährige Niessl, Landeshauptmann seit 2000, ist ausgebildeter Hauptschullehrer und verhandelte 2008 für die SPÖ das Bildungskapitel im Regierungsprogramm.

thomas.prior@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.10.2013)


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