Heeresführung unter Beschuss

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Generalstabschef Entacher bei Minister Darabos in Ungnade gefallen, dieser ist erzürnt darüber, dass seine Linie, es sei ohnehin alles in Ordnung im Heer, vom eigenen Generalstabschef konterkariert wird.

Verteidigungsminister Norbert Darabos soll zunehmend unzufrieden mit seiner militärischen Führung sein. Vor allem General Edmund Entacher, von Darabos selbst eingesetzter Chef des Generalstabs, ist in Ungnade gefallen. Der SPÖ-nahe Top-Offizier hat in der vergangenen Monaten auch öffentlich ausgesprochen, was er sich denkt – und das kam nicht gut an beim Ressortchef und seinem Kabinett.

Schon im Vorjahr hatte Entacher einen gemeinsamen Brief der Führungskräfte im Ministerium initiiert, in dem vor den Folgen des Sparkurses gewarnt wurde. Ein verärgerter Darabos hatte damals die Annahme des Briefes glatt verweigert. Jetzt kamen interne Papiere an die Öffentlichkeit, nach denen das Bundesheer Aufgaben, wie jene der territorialen Landesverteidigung, nicht mehr erfüllen könne. Entacher gab dazu auch Interviews – in denen er sich auch für ein Ende des Assistenzeinsatzes an der Grenze aussprach, immerhin ein Lieblingsprojekt von Darabos.

Der ist vor allem erzürnt darüber, dass seine Linie, es sei ohnehin alles in Ordnung im Heer, vom eigenen Generalstabschef ständig konterkariert wird und überlegt einen Wechsel an der Spitze. So leicht ist der allerdings nicht zu bewerkstelligen: Entacher wurde erst 2008 bestellt, seine Funktionsperiode läuft noch drei Jahre.

Die einfachste Lösung wäre, wenn Entacher selbst ginge. Im Herbst wäre er pensionsberechtigt. Angesichts der Spannungen zwischen dem Minister und seinem obersten Offizier wird das im Verteidigungsressort für eine durchaus realistische Variante gehalten.


Logischer Nachfolger von Entacher wäre sein derzeitiger Stellvertreter Othmar Commenda. Doch auch gegen ihn gibt es Vorbehalte, war er doch die treibende Kraft bei der Bundesheerreform, die jetzt angesichts der Budgetnöte nicht mehr umsetzbar ist. Zum Zug kommen könnte Generalmajor Bernhard Bair, seit Dezember Kommandant der EU-Truppe in Bosnien.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2010)

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