Das südlichste Bundesland hat eine Vielzahl großer Künstler hervorgebracht, dennoch ist Kultur für die Politik kaum ein Thema. Künstler und Kritiker bestätigen vor der Landtagswahl diesen Zwiespalt zwischen "bräunlichem Trachtenverein" und "multikulturellem Erbe". Ein Überblick.
Die Dramatiker Peter Turrini und Silke Hassler orten in Kärnten "großartige künstlerische Hervorbringungen". Allerdings: "Ein Kulturland ist es politisch betrachtet nicht." Sie hoffen daher auf eine "baldige Befreiung".
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Valentin Oman, einer der profiliertesten bildenden Künstler des Landes, meinte, die FPK-Plakate mit dem Slogan "Unser Kärnten" würden zeigen, dass sich im kulturellen Verständnis des Landes trotz der Ortstafellösung nichts geändert habe: "Hätten sie 'nasa koroska' daruntergeschrieben, würde ich sagen, dass sich etwas verändert hat, dem ist aber nicht so." Ein Volk, das kulturell interessiert sei, würde seine zweisprachige Kultur schätzen, da würde es gar keinen Staatsvertrag brauchen.
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Die Schriftstellerin und Bachmann-Preisträgerin Maja Haderlap fordert einen anderen Umgang mit der Kultur: "Im Land gibt es viel kulturelles Potenzial, das noch lange nicht ausgeschöpft ist." Ihr Appell: "Nur Mut, würde ich sagen, auch wenn die ersten Versuche misslingen."
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Verleger Lojze Wieser kritisiert, dass es im Stadttheater keine slowenischsprachigen Aufführungen gibt, für die Zuwanderer keine Sprach-, Musik- Kino-, Kultur- und Theaterangebote. "Stattdessen sind Millionen in Seebühne und Bieranstich, Speckfest und Genussregion, Goldhauben und Fußballstadion und vieles andere mehr geflossen." Wieser hofft auf Besserung: "Die Chance, durch Umdenken andere Inhalte, das Zusammenleben und das Verstehen im Land zu fördern und zu festigen, ist in Griffweite."
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Zwischen "Super-Events à la Starnacht, Beachvolleyball und Villacher Fasching" nehme man von außen wohl vor allem "einen wütenden Josef Winkler und einen kleinen Haufen anderer Künstler wahr, deren scheinbare Hauptaufgabe es ist, sich über die kulturellen Missstände auszulassen", meint Herwig Zamernik, Bassist bei Naked Lunch, Solokünstler und Studiobetreiber in Klagenfurt. "Es gibt so viele gute Leute hier, und so viel wichtigeres zu tun. Doch die meisten sind abgewandert. Und ich kann es keinem verdenken."
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Philosoph Konrad Paul Liessmann beobachtet "eine seltsame Paradoxie": Es gebe zwar bedeutende Schriftsteller, anerkannte Künstler und Architekten sowie Institutionen wie Carinthischer Sommer und Stadttheater Klagenfurt, aber als Kulturland werde Kärnten kaum wahrgenommen.
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"Ich glaube, dass die kulturelle Identität Kärntens zur Zeit von der politischen Identität überlagert wird, was auch mit dem kulturellen Schwerpunkt, der auf den Namen Volkskultur hört, zusammenhängt. Daher kann man das Kulturelle und Politische auch nur schwer trennen", meint der Medienexperte Horst Pirker. "Fast alle Persönlichkeiten, die das Land prägen könnten oder es bereits geprägt haben, sind ausgewandert."
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Hat Kärnten Kultur?
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